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  • Anna Wötzel
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  • 21.05.2024

Pflegepraktikum zwischen Bergen - Tipps und Tricks für ein Aufenthalt in der Schweiz

Aufgrund der fehlenden Sprachbarriere und der guten Arbeitsbedingungen entscheiden sich immer mehr Medizinstudierende für ein Pflegepraktikum in der Schweiz. Du kannst dir auch einen Aufenthalt im Nachbarland vorstellen? Anna hat einen Monat des Pflegepraktikums in der Schweiz verbracht und berichtet, was sie gerne schon vorher gewusst hätte.

 

Die Sicht auf das Matterhorn ist bei der 5-Seen-Wanderung ein ständiger Begleiter. 

 

In den ersten Jahren des Medizinstudiums steht für jede*n junge*n Mediziner*in der obligatorische 90-tägige Krankenpflegedienst an. Wer die drei Monate nicht schon vor dem Studium absolviert hat, muss in den Semesterferien ran. Wenn du reiselustig bist und mal etwas anderes sehen willst, lohnt es sich, das Praktikum zu nutzen, um über den Tellerrand zu schauen und es im Ausland zu machen. 


Was gibt es zu beachten?

Da die Praktikumsplätze in der Schweiz begehrt sind, lohnt sich eine frühzeitige Bewerbung. Ich habe mich 9 Monate im Voraus beworben. Für die Anerkennung des Krankenpflegedienstes im Ausland solltest du dir zusätzlich zu dem normalen Zeugnis ein Arbeitszeugnis ausstellen lassen. Was genau darin enthalten sein muss, kannst du auf der Website des niedersächsischen Prüfungsamtes nachlesen.


Ist die Schweiz nicht zu teuer für Studis?

Laut dem Statistischen Bundesamt sind die Lebenserhaltungskosten in der Schweiz 51% teurer als in Deutschland. Das klingt eigentlich nicht nach einem Land, in dem man als Studi freiwillig für einen Monat leben will. Allerdings bekommst du in der Schweiz für dein Pflegepraktikum auch einen Schweizer Lohn. So wurde mein Monat als Praktikantin in der Pflege mit 1.100 Euro vergütet.

Dazu bieten viele Kliniken in der Schweiz Zimmer in Personalwohnhäusern an. Dort kannst du ohne lange Wohnungssuche zu einem günstigen Preis unterkommen und hast bestimmt den kürzesten Arbeitsweg unter den Kolleginnen und Kollegen. Ich habe für mein Zimmer mit Bad und Gemeinschaftsküche 360 Euro bezahlt. Außerdem habe ich während meiner Zeit in der Schweiz mein WG-Zimmer in Oldenburg untervermietet. Dadurch konnte ich mir das ein oder andere Souvenir mehr gönnen. Auch bei der Anreise kannst Du schon sparen. In das Nachbarland Schweiz kommst Du gut mit dem Zug. Und wer früh bucht, fährt die Strecke für unter 20 Euro.


Sprichst Du Schwyzerdütsch?

Dass du in der Schweiz mit gar keiner Sprachbarriere rechnen musst, ist nicht ganz richtig. Denn auch wenn Schweizerdeutsch offiziell nur ein Dialekt des Deutschen ist, habe ich in meinen ersten Tagen wirklich wenig verstanden. Wenn du nicht direkt ins kalte Wasser springen willst, kann es sich lohnen, vor deinem Aufenthalt schon in das Schweizerdeutsch reinzuhören, indem du dir Podcasts, Radiosender oder Videos auf Schweizerdeutsch anhörst. Aber Achtung: Je nachdem, in welchem Kanton du dein Praktikum verbringst, kann der gesprochenen Dialekt stark variieren.

Als Problem habe ich die Sprachbarriere aber nicht empfunden. Du solltest nur immer ehrlich sein, wenn du etwas nicht verstanden hast und so viel wie möglich nachfragen. Meine Kolleginnen und Kollegen waren alle super hilfsbereit und haben mir gerne Dinge auch auf Hochdeutsch erklärt. 


Ich packte meinen Koffer…

… und nahm viel zu viel mit. Besonders an Kleidung hätte ich sparen können. Denn an Tagen, an denen ich gearbeitet habe, lief ich ja eh die meiste Zeit in Arbeitskleidung herum und Waschen konnte ich direkt im Keller des Personalwohnhauses. An Stelle von zu vielen Kleidungstücken hätte ich lieber ein paar Küchenutensilien einpacken und mich nach der Ausstattung der Gemeinschaftsküche informieren sollen. Denn diese war recht spärlich eingerichtet, weshalb ich vor Ort viel Geld für Schneidebrett, Messer und Co. ausgab. Auch sind die Schweizer Steckdosen  nicht mit allen deutschen Ladegeräten kompatibel. Mein Fazit zum Koffer packen: Vorab informieren lohnt sich. 


Freizeit und Mobilität

Ob Luzern, Zürich oder die Rheinschlucht – meine freien Tage nutzte ich, um die Schweiz zu erkunden. Sich mit hunderten von Menschen vom kühlen Wasser der Aare durch die Berner Innenstadt tragen zulassen oder mit Sicht auf das Matterhorn einen Tag von Bergsee zu Bergsee zu wandern – ich kann nicht sagen, welcher mein Lieblingsausflug in der Schweiz war, aber der Aareschwumm in Bern und die 5-Seen-Wanderung bei Zermatt möchte ich dir auf jeden Fall ans Herz legen. 

Für meine Tagestouren in der Schweiz habe ich mir den Interrail-One-Country-Pass gekauft. Passinhaber können für knappe 200 Euro an fünf frei wählbaren Tagen im Monat unbegrenzt Zug fahren. Um mich in meiner Freizeit zu bewegen, zum Einkaufen zu fahren oder die Gegend zu erkunden, habe ich die Leihfahrräder der nextbike-Flotte genutzt (ca. 1 Euro pro halbe Stunde, nur in der Zentralschweiz) und bin so manches Mal als Norddeutsche an den ungewohnten Steigungen verzweifelt. 

 

 

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