- Interview
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- Felix Hutmacher
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- 05.08.2019
Katjas Tipps fürs PJ und Mündliche
Katja hat soeben das Medizinstudium beendet. Im Interview gibt sie Tipps fürs PJ und erzählt, wie man ich am besten aufs Mündliche vorbereitet.
> Liebe Katja, vor deinem Praktischen Jahr – also etwas über einem Jahr – haben wir uns das letzte Mal gesprochen. Du bist jetzt scheinfrei und deine Approbation ist nur noch Formsache. Herzlichen Glückwunsch! Fühlst du dich jetzt nach fünf Jahren Studium und einem Jahr PJ wirklich gut gerüstet für deine künftige Tätigkeit als Ärztin?
Tatsächlich fühle ich mich besser gerüstet. Während dem PJ lernt man eine ganze Menge an praktischen und theoretischen Inhalten – wobei man oft nicht mal mitbekommt, dass man jeden Tag dazu lernt. Wenn ich aber den ersten und letzten PJ-Tag vergleiche, liegen Welten dazwischen. Ob man sich aber vor dem Berufsstart überhaupt hundertprozentig bereit fühlen kann, bezweifle ich. Aber man wächst ja zum Glück mit seinen Aufgaben.
> Bleiben wir noch kurz in der Praxis. Es gibt eine Frage, die einen als Medizinstudierenden durch das gesamte Studium begleitet: Was willst du später einmal machen? Bist du der Antwort in deinem PJ ein Stück nähergekommen?
Ja, das PJ ist wohl die beste Möglichkeit, einzugrenzen oder auszutesten, was man später machen möchte. Mich haben die Innere Medizin, vor allem die Hämatologie-Onkologie und die Anästhesie total begeistert, und eines dieser Fächer wird vermutlich auch meine Zukunft sein. Ohne das PJ hätte ich diese Fächer sicherlich nie auf dem Schirm gehabt und ich bin im Nachhinein super dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, diese schönen Fächer kennenzulernen.
> Du warst in deinem PJ in Wien und Manchester. Wenn man vor seinem PJ steht, fragt man sich oft, ob Auslandsaufenthalte eine gute Idee sind – denn natürlich ist es toll, andere Länder kennenzulernen, aber das PJ ist eben auch ein Ausbildungsabschnitt, in dem Inhalte gelernt werden sollen…
Das ist ein wichtiger Gedanke. Ich glaube, jeder muss sich vor dem Praktischen Jahr klar darüber sein, was ihm in diesem Jahr wichtig ist. Den zukünftigen Arbeitsplatz erkunden? Fremde Gesundheitssysteme kennenlernen? Möglichst viel Urlaub machen? Oder den ganzen Planungsstress überspringen und einfach in der Stadt bleiben, in der man studiert hat? Dank PJ-Ranking-Seiten kann man in jedes Tertial gehen, ohne böse Überraschungen zu erleben. Dieses Jahr ist wie ein Baukastensystem, man ist sehr frei in seinen Wünschen und Entscheidungen und kann genau das planen, was man am Ende auch rausbekommen möchte. Um es kurz zu machen: Ich habe keiner meiner Entscheidungen bereut und fand die Mischung aus Ausland und deutschen Krankenhäusern, aus kleinen Häusern und Unikliniken für mich persönlich perfekt.
> Ob man sein Lernpensum erfüllt hat, entscheidet sich dann spätestens im dritten Staatsexamen. Wie ist das bei dir abgelaufen?
Das Examen ist bei mir sehr gut verlaufen, auch wenn der Weg dorthin ein harter war. Ich habe auch sehr von meinen Erfahrungen im PJ profitiert, sowohl bei der Vorbereitung als auch im Examen direkt, wo natürlich auch flexibles Denken gefordert wird und nicht nur auswendig lernen.
> Vielleicht kannst du auch einen wertvollen Tipp zur Vorbereitung geben.
Im PJ: Nehmt an Wissen, Erfahrungen, Erklärungen etc. mit, was ihr könnt! Es ist kein Geheimnis, dass wir Wissen ganz neu verknüpfen und viel besser behalten können, wenn wir es selbst praktisch anwenden oder es in einem praktischen Kontext erlernen.
In der Vorbereitungsphase: Versucht, euch diese Zeit ein bisschen zu strukturieren, auch wenn es schwerfällt. Für das schriftliche Examen kann man sich stur an seinen Lerntagen entlanghangeln und bekommt durch die Kreuzergebnisse immer direkt Feedback über seinen Wissenstand. Das fehlt in der Lernphase für das Mündliche komplett und kann stückweise sehr deprimierend und ernüchternd sein, weil man nie genau weiß, was man wie gut kann. Daher meine Tipps:
- Versucht einen Lern-/Zeitplan zu erstellen. Entweder wochenweise (zum Beispiel eine Woche Innere, dann eine Woche das Wahlfach, und so weiter) oder strukturiert euch den Tag durch (2 Stunden Innere, 2 Stunden Wahlfach, 2 Stunden Chirurgie, …).
- Macht viele Fälle! Es gibt haufenweise Fallbücher, die man sich in jeder Bibliothek ausleihen kann. Versucht hier nicht nur die Antworten durchzulesen, sondern euch wirklich selbst zu prüfen. Ich habe beispielsweise immer meine vermutete Antwort aufgeschrieben und dann erst die Lösung überprüft. So wird man gezwungen, selbst nachzudenken.
- Lernt in Gruppen! 2-4er Gruppen sind optimal, um sich gegenseitig abzufragen. Auch hier bieten sich die Fallbücher gut an. Man lernt in 6 Jahren Studium ziemlich gut kreuzen, aber beim Sprechen in ganzen Sätzen hatten wir alle Übungsbedarf.
> Nach dem Examen geht es direkt auf den Arbeitsmarkt. Uns wird im Studium oft der Eindruck vermittelt, wir müssten nur mit einer Approbationsurkunde in der Hand ins nächstbeste Klinikum laufen, würden dort direkt einen Vertrag vorgelegt bekommen und nie wieder gehen gelassen. Das klingt mehr nach Schlaraffenland als nach Realität…
Ganz so ist es tatsächlich nicht. Die Erfahrungen von mir und meinen Kommilitonen zeigen Folgendes: Je flexibler man zeitlich und örtlich ist, desto einfacher ist es mit der Stelle. Möchte man in einer bestimmten Stadt (die ja auch nur begrenzt Krankenhäuser hat) und am besten noch in einem eng abgesteckten Zeitraum anfangen, kann es schwierig werden. Es gibt schließlich auch noch andere Bewerber und die Abteilungen haben nicht immer Stellen frei. Das ist alles nicht sehr überraschend – jedoch sollte man sich einfach diese Gedanken mal gemacht haben, um sich zu orientieren und keine falschen Hoffnungen zu haben.
> Hast du schon einen Plan, ob du in ein Uniklinikum oder ein anderes Krankenhaus möchtest - oder eine Stadt, in die es dich zieht?
Ich versuche möglichst flexibel zu bleiben, da ich noch nicht genau weiß, wo es mich hinzieht – das versuche ich einfach zu meinem Vorteil zu nutzen und meine Bewerbungen ein bisschen breiter zu streuen, wenn es dann soweit ist. Sicher bin ich mir aber, dass ich an ein Uniklinikum möchte, das war eine persönliche Erkenntnis aus meinem PJ.
> Du schließt gerade noch deine Promotion ab. Ist der Zeitpunkt günstig? Oder würdest du rückblickend eher empfehlen, die Doktorarbeit noch im Studium abzuschließen?
Ehrlich gesagt, wäre ich schon froh, wenn ich während meiner Zeit im Studium mit der Doktorarbeit weitergekommen wäre. Dass das nicht der Fall ist, ist wohl einer Mischung aus Faulheit, zu wenig Zeit und teils auch fehlenden Möglichkeiten zuzuschreiben. Aber ich versuche im Moment das Beste daraus zu machen und zügig voranzukommen. Die Doktorarbeit ist momentan meine Hauptbeschäftigung und es tut gut, sich zur Abwechslung voll und ganz damit zu beschäftigen und das nicht immer zwischen Tür und Angel erledigen zu müssen. Ich nutze die Phase auch nochmal, um mich beruflich zu orientieren, nach dem Examen ein bisschen durchzuschnaufen - und bald steht noch ein großer Urlaub an. Ich denke, ich werde im Leben lange und hart genug arbeiten – da kommt es auf ein halbes Jahr hin oder her nicht groß an.
Und damit bist du dann auch schon bald eine ‚richtige‘ Doktorin mit zwei Buchstaben vor dem Namen! Danke, dass du dir nochmal Zeit für ein Interview genommen hast. Ich wünsche dir einen gelungenen Start ins Berufsleben – und eine schöne Zeit bis dahin.
Hier geht's zum ersten Interview mit Katja