• Interview
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  • Felix Hutmacher
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  • 24.05.2018

Mit Plan durchs HEX und PJ

Katja hat soeben das Hammerexamen hinter sich gebracht und steht kurz vor dem PJ. Im Interview erzählt sie, wie sie sich auf die große Prüfung vorbereitet hat und was sie fürs PJ geplant hat.

> Liebe Katja, herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Hammerexamen! Du bist jetzt schon bald fertige Ärztin und darfst über das PJ ins Berufsleben einsteigen. Freust du dich darauf?

Nach der ganzen Lernerei aufs Examen und viel Theorie in den letzten Jahren, freue ich mich, endlich einmal Verantwortung zu übernehmen, klinische Fertigkeiten zu verfeinern und mein Wissen anzuwenden. Nichtsdestotrotz blicke ich auch ein bisschen wehmütig zurück, da ich das Studentenleben sehr genossen habe. Ich bin immer gerne in Vorlesungen und Kurse gegangen, aber auch die flexible Freizeitgestaltung und die Zeit für umfangreiche Urlaube werde ich vermissen.

 

> Der Weg zum Hammerexamen ist kein kurzer, er führt in drei Jahren Regelstudienzeit durch alle Fachgebiete. Hättest du dir beim Lernen manchmal gewünscht, in einigen Veranstaltungen besser aufgepasst zu haben?

Obwohl ich sagen würde, dass ich immer recht fleißig war, hatte ich trotzdem das Gefühl, manche Inhalte beim Lernen aufs Examen das erste Mal zu hören. Auf der anderen Seite konnte ich mich noch sehr detailliert an besonders einprägsame und didaktisch gute Veranstaltungen erinnern. Es lohnt sich wirklich, während des Studiums am Ball zu bleiben vielleicht auch einmal ein bisschen tiefer einzusteigen als immer nur auf Altklausurenniveau zu bleiben. Und am wichtigsten ist: aktiv bleiben beim Unterricht am Krankenbett. Hier kann man viel für später mitnehmen und das Gelernte nochmal auf ganz neue Art und Weise verknüpfen.

 

> Hast du Tipps fürs Lernen aufs Hammerexamen? Immerhin ist ein halbes Jahr Vorbereitung keine Seltenheit, und es ist bestimmt nicht einfach, bis zum Ende motiviert zu bleiben.

Jeder lernt anders und was sich in der Vergangenheit bewährt hat, sollte man nicht auf einmal komplett ändern. Mir hat es geholfen, die Lernzeit auf den Tag genau zu planen. Das ist vielleicht ein bisschen nervig, aber ich habe mich dadurch sehr sicher gefühlt, weil ich immer genau wusste, wo ich stand. Außerdem habe ich die freien Tage realistisch eingeplant. Meine Devise war, lieber 1-2 Wochen früher anfangen und mir dafür genügend Auszeiten zwischendurch gönnen. Klar hält man auch 5-6 Monate lernen am Stück aus, aber die Frage ist, in welcher psychischen Verfassung man dann ist. Ich habe mir deshalb mindestens einen komplett freien Tag pro Woche gegönnt. Wer nebenbei arbeiten muss, sollte sich hier mehr einplanen. Auch die zusätzlichen freien Tage, die es zu planen gilt, sollte man nicht vernachlässigen, damit man beispielsweise an Weihnachten nicht lernen muss, ein paar Tage Sommerurlaub oder Skifahren drin sind, oder man auch mal krank werden und sich ausruhen darf. Dann muss man am Ende kein schlechtes Gewissen haben, weil man schon wieder mit dem Plan hinterher ist. An meinem 'Planungstag', hatte ich dann auch Zeit mich zu hinterfragen, für welches Fach ich bis jetzt vielleicht nicht so viel gelernt hatte und konnte dann dafür noch mehr Zeit einplanen. Außerdem sollte am Ende noch eine kurze Wiederholungsphase drin sein. Bei mir waren es 1-2 Wochen. Das war genau richtig, mehr Zeit hätte ich nicht haben wollen, weil mir irgendwann in der Tat die Motivation ausging.
Und noch etwas: Die meisten kommen irgendwann in eine Tiefphase. Bei mir war das stark fachabhängig. Bei anderen war es wetterabhängig. So oder so ist das bei so einer langen Lernzeit etwas ganz Normales, was man auch zulassen darf und sich dafür nicht fertigmachen muss. Das Gute ist: Es geht vorüber. Dann lieber am freien Tag etwas Schönes unternehmen und mit frischer Motivation in den nächsten Tag starten.

 

>  Nun machen wir aber einen Haken – oder besser: setzen ein Kreuz - hinter die Examina. Für eines deiner Tertiale möchtest du in die Anästhesie gehen, obwohl das wahrscheinlich keine Fachrichtung sein wird, in die du gehen willst.

Das ist richtig. Bei mir war es ein langes Hin und Her mit der PJ-Planung. Wo will ich hin? Was will ich machen? Ich habe da viel Druck von mir selbst gespürt, der auch dadurch angefeuert wurde, dass innerhalb meiner Kommilitonen der stille Konsens herrschte, dass das PJ die Weichen für das spätere Leben stellt. Da ich bis zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht weiß, in welche Fachrichtung es mich später mal verschlägt, hat mir diese Einstellung zum PJ sehr zu schaffen gemacht. Dass ich mich letztendlich für Anästhesie entschieden habe, hatte mehrere Gründe. Einer davon war, dass ich ein Fach wählen wollte, bei dem ich, egal wo ich später lande, viel für meine Zukunft mitnehmen kann: viele Zugänge legen, Intubieren, Narkosen einleiten, aufrechterhalten, ausleiten, Notfallmanagement, Schmerzmedizin etc. Ob das am Ende auch so sein wird, werde ich dann im zweiten Tertial sehen.

 

> Dir ist es außerdem gelungen, während des PJs gleich zweimal ins Ausland zu gehen, nach Wien und Manchester. Nach welchen Kriterien hast du ausgewählt?

Ja, das war in der Tat eine schwere Geburt. Generell gilt: wer ins Ausland - vor allem in beliebte englischsprachige Länder - möchte, sollte früh dran sein, einen guten finanziellen Background oder Glück haben. Aber nicht verzweifeln, es ist auf jeden Fall machbar, fast alle meiner Kommilitonen verbringen ein Tertial im Ausland.
Mein Tipp: Fragt in den Semestern über euch nach, wer wo war, und wer der Ansprechpartner für die PJler im jeweiligen Krankenhaus ist. Das größte Problem ist nämlich oft, dass man nicht weiß, an wen man sich wenden soll. Hier sind auch PJ-Ranking-Portale sehr hilfreich – so bin ich an ein Tertial in Machester gekommen. Und dann am besten erstmal viele Mails schreiben. Ich denke, man sollte hier nicht zu engstirnig sein und sagen: „Ich will aber unbedingt nach New York.“. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass es klappt mit dem PJ-Platz im Ausland, ungleich geringer.

 

> Was sollte man beachten, wenn man sicher sein will, dass die Tertiale anerkannt werden?

Die Anerkennung der Tertiale handhabt jede Uni anders. Am besten bei den Verantwortlichen PJ-Koordinatoren nachfragen und so auf Nummer sicher gehen. Bei uns in Regensburg gibt es eine Liste von Krankenhäusern weltweit, welche anerkannt werden. Alternativ ist man eigentlich immer auf der sicheren Seite, wenn man an ein Uni- oder Lehrkrankenhaus geht.

 

> Wie hast du deine Tertiale geplant?

Ich weiß noch, dass ich eines Tages da saß und mir dachte: So, heute plane ich mal mein PJ. Ich hatte keine Ahnung, wo ich anfangen soll und hatte diesen Tag ewig vor mir hergeschoben. Dann habe ich mich gefragt, wo ich gerne hinmöchte und am gleichen Tag noch in Wien angerufen. So ergab eins das andere. Ich glaube, dass man das PJ nicht hundertprozentig im Voraus planen kann. Jedes Land hat seine eigenen Fristen, nicht einmal in Deutschland ist das einheitlich. Außerdem wird man leider auch nicht automatisch überall genommen, wo man sich bewirbt. Daher ergeben sich bei vielen die Tertiale step by step.

 

> Gibt es eine empfehlenswerte Reihenfolge? Man möchte ja nicht am Ende vor der Prüfungskommission stehen und sagen: Habe ich mal gehört, ist aber leider schon ein Jahr her.


Ob es eine empfehlenswerte Reihenfolge gibt, kann ich vermutlich erst in einem Jahr sagen. Ich denke aber, dass der Aufbau meines PJs – Chirurgie, Wahlfach, Innere – in dieser Hinsicht nicht die schlechteste Wahl ist, da das erste und letzte Tertial sich inhaltlich sicher stark überschneiden werden. Ich nehme mir auch vor, viel zu notieren und zu Hause nachzuschlagen, damit das Wissen immer abrufbar bleibt und fürs Examen leichter wiederholt werden kann. 

Danke für das Gespräch! Und eine gute Zeit voller spannender Erfahrungen im nächsten Jahr.

Danke dir! Ich bin gespannt, was ich in einem Jahr berichten kann und ob sich meine Vorstellungen und Vorsätze so bewahrheiten werden.

Hier geht's zum Interview, das wir 1 Jahr später mit Katja nach ihrem Medizinstudium gemacht haben.

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