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- Friederike-Marie Hagenbucher
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- 18.09.2023
Mein persönliches Highlight des 1. Semesters – EKM
Das 1.Semester an der Uni Ulm ist sehr wissenschaftlich und trocken. Zum Glück lockert EKM, oder auch „Einführung in die klinische Medizin“, das Ganze ein wenig auf. Du lernst in EKM nicht nur verschiedene Fachbereiche kennen, sondern bekommst auch einen ersten Einblick ins TTU, das Trainingshospital der Uni Ulm. Welche Fachbereiche Friederike besucht hat, was sie dort erlebte und welche praktische Fähigkeit du bereits im ersten Semester lernst, erfährst du hier.
Das Fach EKM gehört in Ulm zu den Pflichtveranstaltungen. Neben den sonst eher theoretischen Fächern erhältst du hier einen Einblick in praktische Fähigkeiten und den späteren Beruf des Arztes oder der Ärztin. Neben einigen Vorträgen zu verschiedenen Fachrichtungen ist jede Code-Gruppe (15 Studierende) zusätzlich fünf individuellen Fachbereichen zugeteilt.
Von Innere Medizin über Viszeralchirurgie, Anästhesie, Pädiatrie, Orthopädie, Nuklearmedizin bis hin zur Rechtsmedizin ist alles vertreten. Außerdem gibt es erste Einblicke in ein Anamnesegespräch, virtuelle Medizin und, was mir am meisten Spaß gemacht hat, du lernst im TTU die sterile Händedesinfektion und wie du sterile Handschuhe richtig an- bzw. ausziehst.
In meiner EKM-Gruppe haben wir die Fachbereiche Innere Medizin, Gynäkologie, Neurologie, HNO und Augenheilkunde besucht. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich bis auf Gynäkologie und Neurologie nicht wirklich begeistert war von der Fächerauswahl. Aber im Nachhinein wurde ich positiv überrascht.
Den ersten Fachbereich, den wir besucht haben, war Neurologie. Wir haben uns dafür im RKU, dem Reha Klinikum der Uni, mit einem Neurologen getroffen. Leider, damals noch wegen Corona, konnte er uns keine Klinikführung geben und auch keinen Patienten live vorstellen. Aber er hatte extra im Voraus für uns Videos von seinen Patienten gedreht. Natürlich ersetzt das keinen echten Patientenkontakt, aber er konnte uns trotzdem eines der häufigsten Krankheitsbilder aus seinem Alltag zeigen: den Schlaganfall. Neben Früherkennung, Anamnesegespräch und körperlicher Untersuchung hatte der Neurologe auch einen Zusammenschnitt aus dem OP dabei. Ich finde sowas immer super spannend und kann es kaum abwarten, selbst am Tisch zu stehen.
Weiter ging es dann mit der Inneren, wo wir insgesamt zwei Nachmittage verbracht haben. Auch dort haben wir zuerst wieder einige Krankheitsbilder, Untersuchungen, etc kennengelernt. Den zweiten Nachmittag haben wir dann komplett im Sonobereich verbracht. Dort hatte jede 5er Gruppe ein eigenes Sonogerät zur Verfügung und wir konnten aneinander die verschiedenen Bauchorgane erkunden. Natürlich mit ein bisschen Hilfe vom Oberarzt, der uns mit den nötigen Tipps und Tricks versorgt hat, damit wir die Strukturen am Bildschirm auch erkennen konnten.
Sehr praktisch ging es auch in der Augenheilkunde weiter. Nach einer theoretischen Einführung in die klassischen Krankheitsbilder konnten wir verschiedene Untersuchungsmethoden ausprobieren. Mit Augenleuchte und einer speziellen Lupe, die du bestimmt schonmal beim Augenarzt gesehen hast, durften wir uns als Augenärzte versuchen und die Netzhaut unseres jeweiligen Partners begutachten. Außerdem haben wir verschiedene Augendruckmessungen kennengelernt und einen Sehtest durchgeführt.
Die HNO war wegen Corona leider, wie die Neurologie, theorielastig, aber der zuständige Assistenzarzt hat uns mit seinen spannendsten Fällen und der Vielfältigkeit der HNO einen guten Einblick gegeben. Denn neben der Behandlung von klassischen Hals- oder Ohrenschmerzen, woran ich bei HNO zuerst gedacht habe, gehören auch Tumoren oder plastische Eingriffe in den Bereich der HNO.
Mein persönlicher Favorit unserer Fachbereiche war definitiv die Gynäkologie. Dort haben wir, wie in der Inneren Medizin, zwei Nachmittage verbracht. Am ersten Nachmittag standen uns u.a. verschiedene Muttermund Modelle zur Verfügung. So konnten wir am jeweiligen Modell ertasten, wieviel Zentimeter der Muttermund geöffnet war. Außerdem haben wir an einem Geburtsmodell den Geburtsweg eines Kindes simuliert. Die zuständige Ärztin hat uns dafür die verschiedenen Drehmanöver erläutert, die das Kind während der Geburt vom großen ins kleine Becken der Mutter durchläuft. Super interessant waren auch die beiden Plazenten, die die Ärztin frisch aus dem OP-Saal mitgebracht hat. Mit Handschuhen konnten wir sowohl die Nabelschnur als auch die Plazenta abtasten.
Am zweiten Nachmittag in der Gynäkologie kam dann mein absolutes Highlight. Ich durfte zum ersten Mal Blut abnehmen. Die Ärztin hatte alles zum Üben für uns vorbereitet und nach einer Einführung in die Theorie durften wir, auf freiwilliger Basis und unter Beobachtung, gegenseitig Blut abnehmen. Es war definitiv ein komisches Gefühl und meine Hand hat auch etwas gezittert beim ersten Mal, aber als sich das Blutentnahmeröhrchen direkt beim ersten Stich gefüllt hat, war ich doch ein bisschen stolz.
Neben den verschiedenen Fachbereichen, die du kennenlernen wirst, gibt es noch den sogenannten Unterkurs „Händehygiene“. Zum Händehygienekurs gehört eine eigenständige Vorbereitung mit dem Onlinematerial auf dem Uniportal, eine Praxisstunde und eine 5-minütige praktische Prüfung, in der die gelernten Skills benotet werden. Falls du, genau wie ich, Angst vor mündlich/praktischen Prüfungen hast, kann ich dich beruhigen. Die Händehygieneprüfung ist eine gute Übung, um Prüfungsangst zu überwinden. In der Praxisstunde, die in Vierergruppen stattfindet, wird dir von einem/einer Tutor*in alles, was du bereits mit dem Onlinematerial vorbereitet hast, nochmal gezeigt und du hast die Möglichkeit, eine Prüfungssimulation durchzuführen.
Unsere Tutorin hat sich dabei sehr viel Zeit für uns genommen und jedem individuelle Tipps für die Prüfung gegeben. Dadurch, dass die Tutorinnen und Tutoren meist selbst Studierende aus höheren Semestern sind, wissen sie genau, wie unsicher du dich als Ersti eventuell fühlst. Die richtige Prüfung findet dann an einem anderen Tag statt und innerhalb von fünf Minuten zeigst du, wie die Händedesinfektion korrekt durchgeführt wird und wie du sterile Handschuhe anziehst.
Für mich war EKM eine gelungene Abwechslung zum sonst sehr theoretischen ersten Semester und ich hatte sehr viel Spaß dabei, ein bisschen Klinikluft zu schnuppern.