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  • Larissa Schuchardt
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  • 11.02.2016

Kultur in Wien für die Medizin

Ob Josephinum, Narrenturm oder die Katakomben unter dem Stephansdom – in Wien gibt es viel zu entdecken. Hier die besten Tipps für Mediziner.

 

Blick vom Stephansdom - Foto: Bela Hänsch

Was sich wohl unter diesem Platz verbirgt? Blick vom Stephansdom auf die Katakomben. Foto: Bela Hänsch

 

Wien atmet Kultur. Wien atmet Medizingeschichte. In Wien atmen aber auch 8.500 überaus lebendige, wissenshungrige Medizinstudenten! Dafür, dass man diese drei Sachen wunderbar unter einen Hut bringen kann, gibt es hier ein paar Empfehlungen. Ganz egal, ob man in dieser wunderschönen Stadt nur zu Gast ist oder wohnt, Laie oder „vom Fach“ ist – wer sich für Medizin und Kultur interessiert, kommt hier auf seine Kosten.

Das Josephinum


Im Jahre 1784 von Kaiser Joseph II. als Ausbildungsstätte für Militärärzte gegründet, ist das Josephinum heute das Institut für Geschichte der Medizin der Medizinischen Universität Wien (MUW). Hier befindet sich neben der riesigen sogenannten „Josephinischen Bibiliothek“ eine umfangreiche Sammlung an Wachsmodellen, die als Anschauungspräparate für die medizinische Ausbildung dienten. Sie wurden 1784-1788 in Florenz hergestellt, über die Alpen nach Wien transportiert und sind damals wie heute der Öffentlichkeit zugänglich.

In den originalen Vitrinen aus Rosenholz und mundgeblasenem venezianischen Glas kann man knapp 200 Wachspräparate von einzelnen Körperteilen samt Muskeln, Leitungsbahnen und echtem Haar bestaunen und sich anschauen, wie ein Baby im Mutterleib wächst. Faszinierender als jeder Präpkurs, und das bei 230 Jahre alten Modellen! Auch knapp 2500 medizinische Instrumente aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert sind hier ausgestellt. Diese Sammlung ist weltweit einzigartig und daher ein echter Geheimtipp auf jedem Wien-Urlaub.


Wo: Währinger Straße 25, 1090 Wien; Wann: Mi 16-20 Uhr, Fr&Sa 10-18 Uhr

http://www.josephinum.ac.at/


Narrenturm


Dieser runde Turm auf dem Universitätsgelände der MUW wurde zur Unterbringung von „Geisteskranken“ ebenfalls 1784 erbaut. Diese durften sich, wenn sie friedlich waren, frei in den Räumen bewegen; die weniger Friedlichen wurden angekettet. Um Schaulustige abzuwehren, wurden die unteren zwei Stockwerke verputzt, da die sonst zur morbiden Faszination neigenden Wiener außen an der Fassade emporkletterten, um die „Narrischen“ zu begaffen.

Heute befindet sich hier die pathologisch-anatomische Sammlung des Naturhistorischen Museums, die aus Knochenpräparaten, in Paraffin oder Formaldehyd eingelegten menschlichen Überbleibseln und sogenannten „Moulagen“ besteht. Letztere sind farb- und formgetreue Nachbildungen kranker Körperteile aus Wachs, die zwischen 1890 und 1939 angefertigt wurden. So faszinierend die Führungen durch die Sammlung auch für Laien sind, so sind sie doch kein Anblick für schwache Nerven! Gerade in den engen Rundgängen, in denen man leicht die Orientierung verliert, läuft auch Hartgesottenen mal ein Schauer über den Rücken.


Wo: Spitalgasse 2, 1090 Wien; Wann: Mi 10-18 Uhr, Do&Sa 10-13 Uhr

http://www.nhm-wien.ac.at/forschung/anthropologie/pathologisch-anatomische_sammlung_im_narrenturm/http://www.nhm-wien.ac.at/forschung/anthropologie/pathologisch-anatomische_sammlung_im_narrenturm/


Sigmund Freud-Museum


In dem Haus, in dem Sigmund Freud von 1891 bis 1938 lebte und arbeitete, befindet sich heute das Sigmund Freud-Museum. Teile der Originaleinrichtung sowie Erstausgaben seiner Schriften zeigen einen Einblick in Freuds Leben sowie in die Entstehung der Psychoanalyse. Auch historische Filmaufnahmen, zusammengestellt von seiner jüngsten Tochter Anna Freud, sind zu sehen. Die berühmte Couch befindet sich zwar in London, dafür gibt es derzeit eine Ausstellung über Frauen in der Psychoanalyse sowie eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst.

Für dieses Museum sollte man Interesse an dem berühmten Sohn der Stadt Wien sowie an der Psychoanalyse haben, dann ist es ein netter und informativer Abstecher ins Wien des frühen 20. Jahrhunderts.


Wo: Berggasse 19, 1090 Wien; Wann: Mo-So 10-18 Uhr

http://www.freud-museum.at/de/


Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch


Dieses kleine, aber feine Museum wurde erst 2003 von einem Gynäkologen eröffnet, der damit über die Themen Sexualität und Fruchtbarkeit aufklären möchte. Für angehende Gynäkologen und Nicht-Mediziner gleichermaßen spannend! Schließlich zeigen antike Verhütungsmethoden wie die Krokodildung-Methode oder der Scheiden-Pulverbläser, dass sich Frauen bereits seit Jahrtausenden mit diesem Thema auseinandersetzen (müssen).

Ohne belehrend oder wertend zu sein, informiert das MUVS über Verhütung, Schwangerschaft, Tests und Abbruchmethoden und geht auf die Pioniere der Familienplanung ebenso ein wie auf die Behandlung dieser Themen in der Literatur. Wer einen ungewöhnlichen, aber faszinierenden und nachdenklichen Nachmittag abseits der Touristenströme verbringen möchte, ist hier genau richtig.


Wo: Mariahilfer Gürtel 37, 1150 Wien; Wann: Mi-So 14-18 Uhr

http://de.muvs.org/


Katakomben unter dem Stephansdom


Wer sich gern ein bisschen gruselt, dem sei eine Führung durch die Katakomben unterhalb des Stephansdoms empfohlen. Hier liegen nicht nur die Eingeweide zahlreicher Habsburger in ewigem Frieden (die Körper finden sich in der Kapuzinergruft, die Herzen unterhalb der Augustinerkirche), sondern auch über 10.000 Pestopfer, deren Leichname wegen Platzmangel durch eine kleine Öffnung über eine Art Rutsche in zahlreiche Räume verteilt wurden. War ein Raum voll, wurde er zugemauert und ein neuer (teils über mehrere Ebenen) eröffnet. Heute noch kann man durch diese Öffnung in Höhlen blicken, die bis oben hin angefüllt sind mit menschlichen Knochen.

Im 19. Jahrhundert sollte dann Ordnung geschaffen werden: Sträflingen kam die undankbare Aufgabe zu, die teils verwesten menschlichen Überreste zu stapeln, was zu heute fast ästhetisch anmutenden Mustern aus Schädeln und Röhrenknochen führte. Nach 30 Minuten taucht man wieder auf aus der Erde – und wird den Stephansplatz mit seinen hübschen Fiakern von nun an mit völlig anderen Augen sehen. Sehr empfehlenswert!


Wo: Im hinteren Teil des Stephansdoms Beginn der Führung, Stephansplatz 3, 1010 Wien; Wann: Mo-Sa 10-11.30 Uhr und 13.30-16.30 Uhr, So 13.30-16.30 Uhr

https://www.stephanskirche.at/


Theater-Tipps


Wer sich auch nach Museumsschluss mit der Medizin beschäftigen möchte, der sollte ab und zu einen Blick in die zahlreichen Theaterprogramme Wiens werfen: so geht es beispielsweise in Molières „der eingebildete Kranke“ um einen Hypochonder, der seine Tochter nur an einen Arzt verheiraten möchte.

Vor allem in der aktuellen Inszenierung im Burgtheater wird in humorvollen Anspielungen Bezug auf viele Wehwehchen genommen. Der gebürtige Wiener Arthur Schnitzler verfasste das Theaterstück „Professor Bernhardi“, das das Thema Sterbehilfe von der sozialen wie von der politischen Seite betrachtet, und das um 1900!

Zum Ausklang und Verarbeiten geht man im Anschluss am besten in eines der zahlreichen Traditionscafés am Ring, in denen wahrscheinlich schon berühmte Wiener Mediziner wie Billroth, von Rokitansky und Semmelweis saßen.


Theater: http://www.burgtheater.at/; http://www.theater-wien.at/, http://www.volkstheater.at/

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