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  • Text und Bild Martin Angerer
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  • 28.08.2019

Schweinskopf al dente – Auf Tuchfühlung mit der Praxis in der Medi-Skills Winter School

Das Klinikum Wels-Grieskirchen lädt Studierende ab dem 1. Semester ein, Praxiserfahrungen zu sammeln und grundlegende klinische Fertigkeiten zu trainieren. Nähen am Schweinekopf und leckeres Essen inklusive!

Als ich vergangenen Sommer ein freiwilliges OP-Praktikum am Klinikum Wels-Grieskirchen absolvierte, erfuhr ich relativ zufällig von der Möglichkeit, dass Medizinstudierende hier kostenlos an eigens zu diesem Zweck entwickelten Fortbildungen teilnehmen könnten. Mein Interesse war sofort geweckt, und auf Nachfrage im zuständigen Büro erfuhr ich, dass zwei Kurse dieser Art angeboten würden: Während „medi skills start“ als zweitägiges Ausbildungsangebot für Studienanfänger der Medizin erste praktische Erfahrungen in den wichtigsten klinischen Tätigkeiten ermöglichen sollte, würde „medi skills advanced“ Studierenden ab dem abgeschlossenen 6. Semester an drei Tagen noch mehr praktischen Einblick, manuelle Übungsmöglichkeiten und klinischen Bezug zu bereits gelernten theoretischen Inhalten bieten. Die Teilnahme an beiden Kursen sei nicht nur kostenlos, sondern würde auch Kost und Logis beinhalten. Ich meldete mich prompt an und schaffte es auf die Liste der 16 Teilnehmer. Mitte Dezember bekam ich ein Erinnerungsmail mit den wichtigsten Informationen vorab und dem endgültigen Kursdatum Anfang Februar.

Am ersten Seminartag betrat ich schließlich den Haupteingang des größten Ordensspitals in der siebtgrößten Stadt Österreichs. Ich folgte dem gut beschilderten Weg zum Kursraum, wo ich bereits von der überaus bemühten und freundlichen Organisatorin, einem Arzt und einigen Studierenden aus Wien, Graz und Krems begrüßt wurde. Es folgte die Einkleidung in Spitalsuniform (weißer Mantel, blaue Scrubs) und die Aushändigung höchst professionell gestalteter Kursunterlagen. Wenig später ging es los.

Die nächsten beiden Tage waren dicht gedrängt und gespickt voll interessanter Programmpunkte. Erfahrene Ärzte demonstrierten, stets nach theoretischer Einführung vorab, den richtigen Umgang mit Patienten, vom Anamnesegespräch über die erforderlichen Untersuchungstechniken bis hin zu ersten therapeutischen Maßnahmen. Dabei lernten wir immer auch wichtige Aspekte aus Patientensicht kennen.

Es folgten Einführungen in die Krankenhaushygiene und die richtige hygienische und chirurgische Händedesinfektion samt deren Überprüfung im modernen Semmelweis Hand In Scan. Dabei standen uns nicht nur ein bis zwei freundliche Ärzte mit vollstem Engagement zur Seite, sondern auch Schwestern, die uns mit ihren praktischen Tipps aus dem Pflege-Alltag weiterhalfen.

Es folgte ein echtes Highlight: Nachdem wir an der Uni bereits an Kunststoff-Armen das legen von Venflons und Blutabnahmetechniken geübt hatten, durften wir uns nun tatsächlich – unter Anleitung – gegenseitig Blut abnehmen. Die Proben wurden im Anschluss im Labor ausgewertet, und wir bekamen einige Stunden später einen Brief mit unseren Werten, die wir eifrig besprachen.

Im Programm ging es nach einem für Spitalsverhältnisse wirklich hervorragenden Mittagessen weiter mit dem Üben von chirurgischen Nahttechniken am Schweinekopf unter Anleitung von Profis aus der Chirurgie und mit ausreichend Material zur Verfügung. Spätestens jetzt wurde deutlich, dass es hier um das Erlernen praktischer Skills ging - ein erfreulicher Kontrast zum mitunter tristen Vorklinik-Alltag an der öffentlichen Universität.

Dies setzte sich fort in der klinischen Untersuchung des Herzens und dem registrieren eines EKGs – wiederum durften wir uns gegenseitig untersuchen und auswerten, alle erhobenen Daten gab es wieder schriftlich. Spätabends besuchten wir noch Patienten auf der kardiologischen Station, die wir freundlicherweise abhören durften. Die deutlichen spiralförmigen Geräusche von Aortenstenose und Mitralklappeninsuffizienz hinterließen einen bleibenden Eindruck. Der erste Tag klang schließlich in einem nahegelegenen Gasthaus, auf Kosten des Klinikums und in freundlicher Gesellschaft der Organisatorin Pia Reisinger und des Koordinators für Universitätsangelegenheiten, OA Dr. Friedrich Prischl, gebührend und bei guten Speisen aus.

Tag zwei begann um 6 Uhr 45, um die Radiologiebesprechung der Chirurgen und die Visite an der Abteilung für Herz-Thorax-Gefäß-Chirurgie und der Intensivstation mitzuerleben. Es ist wirklich bemerkenswert, dass uns alle Mitarbeiter des Personals, vom Primar über die jungen Assistenzärzte bis hin zu den Pflegekräften, ausnahmslos mit Offenheit, Freundlichkeit und authentischem Bemühen, ihr Wissen zu vermitteln, begegneten. Auch dies war eine Erfahrung, die mitunter im starken Gegensatz zum harschen Uni-Prüfungsalltag in Erinnerung bleibt.

Nach dem gemeinsamen Frühstück ging es weiter zum Thoraxröntgen, wo wir uns an der Interpretation von Patientenbildern versuchen durften. Wie immer gab es ausreichend Zeit und Gelegenheit für Fragen an den jeweiligen Arzt, der uns für „sein“ jeweiliges Spezialgebiet begeistern wollte. Dies fiel mitunter leicht, hatten sie doch eine Gruppe engagierter Studenten vor sich, die in ihren Ferien freiwillig Zeit im Krankenhaus verbrachten – um zu lernen.

In weiterer Folge übten wir uns noch in der Kunst des Blutdruckmessens, versorgten Rissquetschwunden an den Häuptern von armen Schweinen und besprachen mit zwei Oberärzten der Neurologie den Reflexstatus und klassische neurologische Krankheitsbilder, deren Diagnose und Behandlung.

 

 

Den Abschluss bildeten ein interessanter Vortrag zur Psychopathologischen Statusuntersuchung, der zumindest in mir Interesse für das Fach weckte, sowie ein Besuch auf der Abteilung für Pulmologie, wo wir Lungenfunktionstests durchführten und die Auswertung erklärt bekamen sowie Objekte bestaunten, die OA Dr. Kolb aus den Bronchialästen von Kindern, aber auch Erwachsenen zu Tage befördert hatte.
Am Ende gab es ein Gruppenfoto, die Verleihung einer Teilnahmeurkunde und eine wirklich tolle, von Wertschätzung geprägte Feedback-Runde, die keinen Zweifel daran ließ, dass sich einige wohl zum nächsten Kurs in eineinhalb Jahren wieder im Klinikum Wels-Grieskirchen treffen würden!

 


 

Eine Anmerkung zum Schluss: Es ist schön zu sehen, dass sich zukünftige Arbeitgeber (wenn auch vor dem Hintergrund eines drohenden Ärztemangels) tatsächlich um die Mediziner von morgen bemühen. Das sammeln von ersten Praxis-Skills und das Training grundlegender klinische Fertigkeiten unter professioneller Anleitung gehört sicherlich zu den wertvollsten Erfahrungen, die junge StudentInnen sammeln können – und eignet sich daher besonders gut, um eine erste Verbindung zwischen potentiellen Arbeitgebern und zukünftigen Ärzten herzustellen.

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