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  • 09.05.2012

Miniumfrage 2.12: Allgemeinmedizin als Pflichttertial im PJ?

Vor einem knappen halben Jahr wurde die Abschaffung des Hammerexamens und eine flexiblere Auswahl von Lehrkliniken für das Praktische Jahr (PJ) verkündet. Bisher winkte der Bundesrat die entsprechende Änderung der Approbationsordnung aber immer noch nicht durch. Einer der Gründe dafür: Die Landesgesundheitsministerien wollen nun ein weiteres Pflichttertial einführen.

 

Das Praktische Jahr ist der Höhepunkt des Studiums: Endlich darf man selbst Hand am Patienten anlegen und sich – in engen Grenzen – als aktiver Mediziner versuchen. Bislang durchlaufen die PJler jeweils 16 Wochen die Chirurgie und die Innere Medizin. Das Fach fürs dritte Tertial ist frei wählbar. Genau dies soll sich laut den Landesgesundheitsministerien nun aber ändern: Um mehr Jungärzte für die hausärztliche Medizin zu begeistern, wollen sie ein verpflichtendes Tertial in einer Allgemeinarztpraxis vorschreiben. Verbände wie die Bundesvertretung der Medizin-studierenden in Deutschland (bvmd) laufen dagegen Sturm: Zum einen seien die Allgemeinpraxen gar nicht auf die Lehre ausgerichtet und zum anderen führe das Pflichttertial zu Engpässen in anderen Fächern.

PJ-Tertial in der Allgemeinmedizin - Foto: Via medici

Die Landesgesundheitsministerien sind für ein drittes Pflicht-Tertial. Die bvmd sowie die meisten medizinischen Fachverbände sind eindeutig dagegen. Welcher Meinung sind Sie? Sind Sie für oder gegen ein Pflicht-Tertial Allgmeinmedizin?

Ergebnisse der Miniumfrage 2.12

 

Bei der Miniumfrage haben sich 125 Studenten beteiligt. Davon stimmten 96% gegen das Pflicht-Tertial und nur 4% dafür. Hier einige Kommentare der User.

 

Kommentare der Pflicht-Tertial Gegner:

 

> Warum will man uns die Möglichkeit nehmen, das zu lernen, was uns fasziniert und begeistert? Ich bezweifle stark, dass so eine Verpflichtung in irgendeiner Form dazu beiträgt, die Allgemeinmedizin attraktiver zu machen!

> In Hausarztpraxen erlebt man meist einen langweiligen, monotonen Alltag und hat selten die Möglichkeit überhaupt medizinische Behandlungsmethoden und deren Anwendung kennenzulernen. Darüber hinaus sind die meisten Hausärzte gar nicht in der Lage einem Pjler Wissenswertes zu vermitteln. Wie man betagte Damen und Herren bei Laune hält, muss schließlich nicht noch ins Studium eingebaut werden ...

> Wenn jemand wirklich Interesse daran hat, Allgemeinmediziner zu werden, kann er sein Wahltertial dazu nutzen. Den anderen sollte man die Chance nicht nehmen, den von ihnen angestrebten Fachbereich im Wahltertial einmal zu erkunden! Es sollte daher andere Möglichkeiten geben, den Job als Allgemeinmediziner wieder attraktiver zu machen.

> Wie soll man sich vor der Facharztwahl an anderen Fächern ausprobieren? Für mich klingt das Ganze völlig undurchdacht, ein totaler Schnellschuss getriggert von der Angst vor mangelnden Landärzten im Bereich der Allgemeinmedizin.

> Wie soll man sich ohne Wahltertial mehr oder weniger "in Ruhe" das praktische Umfeld der favorisierten Fachrichtung anschauen können? Mit einem dritten Pflichtertial wird den Studenten jegliche Freiheit im PJ genommen und alle werden, überspitzt gesagt, Chirurgen, Internisten beziehungsweise Allgemeinmediziner! Dann jammern wieder die anderen Fachrichtungen! Also: Lasst das Wahltertial bestehen!

> Woher sollten schließlich all die Plätze in der in dieser Zahl nicht bestehenden Lehrpraxen kommen? In meinem Jahrgang konnten nicht einmal alle 5 Interessenten ihr PJ in der Allgemeinmedizin absolvieren, da lediglich 3 Plätze PRO JAHRGANG (nicht einmal pro Tertial) vorlagen!

> Die Abschaffung des Wahltertials schränkt unsere Wahlfreiheit massiv ein. Dieser Schritt wird keineswegs das Problem des Hausärztemangels auf dem Land lösen. Vielmehr wird er zu mehr Frustration unter uns Studenten führen, gerade bei denjenigen, die eine ganz andere Facharztrichtung anstreben. Der Beruf des Hausarztes muss attraktiver werden (bessere Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten, Freizeitausgleich bei Überstunden, bessere Bezahlung etc.). Nur dann werden sich mehr Studenten für die Allgemeinmedizin interessieren.

 

Kommentare der Pflicht-Tertial Befürworter:

 

> Mir persönlich würde es davor grauen, vier Monate in einer allgemeinmedizinischen Praxis zu verbringen. Aber es wird sicherlich keinem (angehenden) Arzt schaden, diese Kenntnisse zu erlangen. Schließlich wird man oft genug mit solchen Krankheitsbildern konfrontiert und sollte auch als Gynäkologe oder Psychiater zumindest oberflächlich Bescheid wissen.

> Im Praktischen Jahr der Medizinischen Universität Graz ist das bereits seit Jahren umgesetzt und erfreut sich großer Beliebtheit bei uns Studenten. Zum einen heißt es nicht umsonst "Allgemein"-Medizin und zum anderen sieht man einmal etwas völlig anderes als den ewigen Stationsalltag.

> Vielen Ärzten ist nicht bewußt, dass der Patient auch ein Mensch ist der Gefühle hat und auf Augenhöhe mit dem Arzt steht. Ein allgemeinmedizinisches Tertial würde da sehr lehhreich für manchen angehenden Herzchirurgen sein, weil es Einblicke in das psychosoziale Umfeld der Patienten eröffnet!

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