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  • Miriam Heuser
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  • 21.03.2022

M3 zu viert – die ultimative Lernstrategie für deine Prüfungsgruppe

Nur noch das dritte Staatsexamen und dann ist man endlich Mediziner*in! Doch Lernplanmüdigkeit und Planlosigkeit sorgen häufig dafür, dass die Vorbereitung auf die letzte mündliche Prüfung des Studiums zäh wird. Wie ihr euch mit eurer Prüfungsgruppe richtig gut auf die M3 vorbereitet, verrät Lokalredakteurin Miriam.

 

 

Manche Rezepte sind zu gut, um sie für sich zu behalten – die Mousse au Chocolat meiner Oma zum Beispiel, oder die veganen Pierogi, die nach Urlaub schmecken. Kurz vor meinem dritten Staatsexamen hat mit meine Freundin Jasmin, die den M3-Spaß schon hinter sich hatte, ein Lern-Rezept verraten, das es in sich hat. Fallbesprechungen mit Überraschungseffekt, Routine in der Patienten- und Patientinnenvorstellung und auch noch genug Zeit für die individuelle Vorbereitung. Kurz: DIE Gruppen-Lernstrategie für das mündliche Staatsexamen. Viel Spaß beim „Nachkochen“!


Das Konzept


Die Prüfungs- und Lerngruppe trifft sich ab Bekanntgabe des Prüfungstermins zweimal pro Woche für drei bis vier Stunden, beispielsweise Dienstag und Freitag ab 16 Uhr. Die Treffen können in Präsenz stattfinden, aber genauso gut online, wenn es die Pandemielage nicht anders erlaubt oder manche Gruppenmitglieder nicht mehr in der Unistadt wohnen.
Zunächst übt ein Gruppenmitglied die Patienten- und Patientinnenvorstellung nach den Vorgaben der M3-Prüfung. Die anderen drei stoppen die Zeit und geben ein kurzes Feedback. Danach sind sie an der Reihe. Nacheinander prüft jede*r der drei die anderen anhand eines Fallbeispiels: einmal Innere Medizin, einmal Chirurgie und einmal eines der zwei Wahlfächer. Erfahrungsgemäß dauert jeder Fall 40-60 Minuten. Und denkt daran, zwischendrin eine kleine Pause zu machen!
Am Ende des Lerngruppentreffens wird besprochen, wer beim nächsten Treffen welches Fach vorstellt. Das Mitglied, das in dieser Sitzung den Innere-Fall vorgestellt hat, wird zu Beginn des nächsten Treffens auf Basis dieses Innere-Falls die Patienten- und Patientinnenvorstellung üben. Die drei anderen verteilen die beiden Hauptfächer Chirurgie und Innere sowie das Wahlfach, das in dieser Stunde nicht besprochen wurde.
Ganz wichtig: Die anderen Gruppenmitglieder wissen zwar, wer beim nächsten Treffen welches Fach übernimmt, aber nicht, was inhaltlich geprüft wird. Die Themen kommen von einer Checkliste, die vor dem Start der Lerngruppe gemeinsam festgelegt wird und von der sich das Mitglied ein Thema aussucht. Das ist der Überraschungseffekt, der dazu führt, dass man sich nicht perfekt auf die Gruppenstunden vorbereiten kann – wie in der richtigen Prüfung eben auch. Der Übungs- und Lerneffekt ist riesig!


Die Fallvorstellung


„Frau K., 56 Jahre alt, kommt zu euch in die Hausarztpraxis. Sie klagt über Müdigkeit und Schwindel. Was willst du jetzt noch wissen, Felix?“
Eine kurze Fallvignette, dann Fragen an die anderen drei Gruppenmitglieder: So kann die Innere-Session beginnen, in deren Rahmen die chronische Herzinsuffizienz besprochen und als Differenzialdiagnose die Eisenmangelanämie erläutert wird. Was sind Verdachts- und Differenzialdiagnosen? Welche Fakten zu dem Krankheitsbild fallen euch ein? Wie sieht die Therapie aus? Und die Prognose?
Spielerisch prüft ein Gruppenmitglied die anderen in dem Thema, das er für diese Stunde vorbereitet hat. Die „Prüflinge“ sollten dabei ungefähr den gleichen Sprechanteil bekommen. Am Ende des Falls kann nochmal kurz gemeinsam wiederholt werden, was die wichtigsten Fakten sind, die in der Prüfung sitzen sollten. Gut aufbereitete Fallbeispiele findet ihr in Fallbüchern oder in Fachzeitschriften – die Unibibliothek Freiburg bietet einige kostenlose Fallbücher als E-Books an.


Die Vor- und Nachbereitung


Neben den organisatorischen Punkten (Termine und Uhrzeiten, Treffpunkt) müssen vor allem zwei Dinge geklärt werden, bevor die Lerngruppe ihre Treffen beginnt: Vorgespräche mit den Prüferinnen und Prüfern sollten so schnell wie möglich ausgemacht und Altprotokolle besorgt werden.
Von den Lieblingsthemen und -fragen der Prüfenden ausgehend, sollte dann für jedes Fach eine Themen-Checkliste erstellt werden. Die häufigsten Krankheitsbilder, zu denen man in jedem Fall etwas sagen können sollte (hallo Appendizitis, Pneumonie und Herzinfarkt) dürfen auch auf die Liste. Die Fälle, die in den Gruppentreffen besprochen werden, orientieren sich an dieser Checkliste – so wird sichergestellt, dass nach der Lernphase alle wichtigen Themen besprochen wurden.
Vor dem Treffen der Lerngruppe sollte jedes Mitglied den eigenen Teil der Stunde vorbereiten, also entweder einen Fall zu dem zugeteilten Fach aussuchen und dazu sinnvolle Fragen recherchieren oder die Patienten- und Patientinnenvorstellung mit kurzen Notizen planen. Außerdem ist jede*r selbst dafür verantwortlich, die Themen nochmal nachzulesen, bei denen man in der letzten Sitzung noch nicht sattelfest war. Genug zum Selbststudium bleibt im Lernplan zum Glück: Die Vorbereitung kann man in 1-2 Stunden am Tag der Lerngruppe erledigen, während man an den restlichen Tagen selbstständig lernt und wiederholt.


Der Feinschliff: Prüfungssimulation


Ungefähr eine Woche vor Prüfungstermin ist es soweit: Die Lerngruppe trifft sich für eine Prüfungssimulation. Weil die Vorstellung am Patienten- und Patientinnenbett schon ausführlich geübt und Feedback gegeben wurde, konzentrieren wir uns auf das Prüfungsgespräch. Per Los werden je zwei Zweierteams für die erste und die zweite Prüfungssimulation bestimmt. Außerdem wird abgesprochen, welche zwei Fächer in der ersten und welche zwei Fächer in der zweiten Simulation geprüft werden sollen und wie lang jede Prüfung dauern soll. Es bietet sich an, je ein Hauptfach (Innere oder Chirurgie) und ein Wahlfach zusammen zu prüfen.
Dann prüfen sich die Mitglieder in unterschiedlichen (Zoom-) Räumen gegenseitig in den zwei Fächern. Wenn die Prüfungszeit abgelaufen ist, sollten noch fünf Minuten für ein Feedback eingeplant werden: Was hat dein „Prüfling“ gut gemacht? Worauf könnte man in der Prüfung noch achten – langsamer oder schneller sprechen, sich kürzer fassen, vom Allgemeinen ins Spezielle gehen? Anschließend wechseln die Teams.
Am Ende gibt es noch etwas Zeit für eine gemeinsame Reflexion. Vermutlich werdet ihr feststellen, dass die Simulation ziemlich anstrengend war und die Zeit wie im Flug verging! Auch der Perspektivenwechsel vom Prüfling zum Prüfenden bringt viel: Es ist gar nicht so leicht wie gedacht, sich als Prüfer*in in so kurzer Zeit ein Bild davon zu verschaffen, wie fit und kompetent der Prüfling ist. Eine Konsequenz aus dieser Erfahrung kann sein, dass man sich in der eigenen Prüfung bemüht, nicht allzu ausschweifend zu erzählen, sondern mit kurzen und knackigen Antworten das eigene Wissen zeigt.


Variationen


Kein Rezept ist perfekt und nicht alles schmeckt jedem. Mit ein paar Handgriffen könnt ihr diese Anleitung zur Lerngruppe für die mündliche Prüfung anpassen und für euch bekömmlich gestalten. Beispielsweise hat sich die Lerngruppe meiner Freundin dreimal pro Woche getroffen, meiner Lerngruppe waren zwei Treffen und genug Eigenlernzeit lieber. Wer an einer Uni studiert, an der die Prüfungstermine nicht alle am selben Tag bekanntgegeben werden, kann sich mit der Lerngruppe auf einen Starttermin einigen und zunächst die wichtigsten Krankheitsbilder der Fälle bearbeiten. Und auch für die Vorbereitung auf die mündliche Prüfung im Präparierkurs oder die mündliche Prüfung des Physikums kann sich diese Lernmethode gut eignen.


Viel Erfolg bei eurer Prüfung!

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