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  • Barbara Bellmann
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  • 06.03.2012

Barbara Bellmanns Weg ins Medizinstudium

Nachdem ich im Juni 2006 mein Abitur mit einem Durchschnitt von 1,3 in Hagen hinter mich gebracht hatte und der nächste Lebensabschnitt bevor stand, war die Aufregung natürlich groß. Dass ich Medizin studieren würde, war schon lange Zeit mein Plan, aber wo ich studieren wollte, war mir noch nicht klar.

Foto: Harald Bieber - Fotolia

 

Chaotische Bewerbung bei Hochschulstart

Die große Frage: Bleibe ich zu Hause wohnen und studiere in der Nähe, gehe ich ganz in die Ferne und breche alle Zelte in Hagen ab, oder entscheide ich mich doch für den Mittelweg? Was ist mit meinen Freunden und Verwandten? Solche und ähnliche Fragen gingen mir durch den Kopf. Lasst es Euch gesagt sein: Das Gefühlschaos ist vorprogrammiert.

Ich beschloss, mir die Unis in der Nähe anzuschauen. Danach war mir klar, dass ich nicht im Ruhrgebiet bleiben wollte. Ich habe mich für einen Mittelweg entschieden und als Erstwunsch Bonn angegeben. Eine schöne Stadt mit Flair und außerdem 100 km von zu Hause weg. Zu weit, als dass man täglich Besuch von seiner Verwandtschaft bekommt, aber gleichzeitig nah genug für den Fall, dass das Heimweh zu groß wird.

Aachen und Düsseldorf gab ich als Zweit- und Drittwunsch an. Die anderen sieben Wünsche füllte ich mit Städten, die ich als annehmbar einstufte. Das Ausfüllen der Hochschulstart-Unterlagen war sehr chaotisch - soviel Bürokratie. Bruder, Vater und Freund mussten die Unterlagen Korrektur lesen, damit sich keine Fehler einschlichen in die Papiere, die das weitere Leben nachhaltig beeinflussen würden.

Nachdem auch dieser Punkt erfolgreich erledigt war, brachte ich zusammen mit Freund und Freundinnen die Unterlagen persönlich Hochschulstart, und danach begann das Warten. Eine aufregende, aber auch eine etwas quälende Zeit.

Die Zeit bis zum Beginn des Studiums überbrückte ich mit dem dreimonatigen Pflegepraktikum. Im Nachhinein war es eine sehr gute Entscheidung, dieses Pflegepraktikum vor dem Studium zu absolvieren. Im Studium hat man etliche andere Dinge im Kopf und braucht die Ferien, um für Prüfungen zu lernen und natürlich auch, um Urlaub zu machen.

 

Mit zittrigen Fingern...

Ungefähr zwei Monate später kam dann der lang ersehnte Brief von Hochschulstart. Mit zittrige Finger habe ich ihn geöffnet, in der Sorge irgendwo zu landen, wo ich überhaupt nicht hinwollte. Aber meine Sorgen waren unbegründet. Ich habe einen Studienplatz in Bonn bekommen, mein Erstwunsch wurde also erfüllt.

Ich freute mich sehr, aber schon tauchten die nächsten Fragen auf: Wo, wann, wie und mit welchen Unterlagen schreibe ich mich ein? Ich klärte diese Punkte mit Hilfe der Hochschulstart-Unterlagen und mit Unterstützung des Internets. So fuhr ich weinige Tage später mit einer Freundin nach Bonn.

Wir verfuhren uns in Bonn so schrecklich, dass wir fest der Meinung waren, Bonn habe keine Universität. Kurz vor Einschreibeschluss kamen wir dann doch noch an und kurz darauf war ich immatrikuliert. Ich war ab sofort eine "ordentliche Studentin". Mein neues Leben konnte beginnen.

Dann wollten wir noch zur Fachschaft gehen, um Unterlagen und weitere Informationen zu erhalten. Wieder verliefen wir uns und fragten einen jungen Mann nach dem Weg. Der Gefragte war auch ein frisch eingeschriebener Medizinstudent - und er kam auch aus Hagen - ein Stückchen Heimat in der Ferne. Der Kommilitone wollte ebenfalls zur Fachschaft und kannte angeblich sogar den Weg. Eine Tankfüllung später, landeten wir bei der Fachschaft und eine Minute später war ich für die Ersti-Fahrt angemeldet. Was für ein Tempo!

 

Katastrophale Wohnungssuche

Nun waren es noch knapp drei Wochen bis Studienbeginn und die Wohnungsfrage musste noch geklärt werden. Ich suchte im Internet, klapperte Schwarze Bretter ab und schaut die Anzeigen in Tageszeitungen durch. In Bonn entpuppte sich die Wohnungssuche als Katastrophe. Ich schaute mir Wohnungen, Zimmer und Bruchbuden mit Massen anderer Studenten an. Ich bekam viele Absagen oder sagte selbst ab, wenn die Objekte für mich nicht tragbar waren. Beispielsweise wollte ich nicht in einem Keller ohne Fenster wohnen.

Im Enddefekt ergattere ich ein Zimmer von 18 Quadratmeter zur Untermiete mit Kochnische und Badmitbenutzung. In diesem Moment war ich so froh, eine Bleibe gefunden zu haben. Damals ahnte ich ja noch nicht, dass mir am Ende des zweiten Semesters ein Klavier vor die Tür gestellt würde, auf dem sechs Stunden täglich geübt wurde. Jetzt habe ich eine Appartement für mich. Wenn man vor Ort ist, ist die Wohnungssuche ja soviel leichter.

 

Ersti-Fahrt als Kontaktbörse

Der Umzug war getan und schon am nächsten Tag begann die einwöchige Ersti-Fahrt an die holländische Grenze. Es war das Beste, was mir passieren konnte, dass ich einen der begehrten Plätze bekommen hatte. Ich traf auf Gleichgesinnte mit den gleichen Sorgen und Problemen, wie ich sie hatte. Die ersten Freundschaften bildeten sich und ich erhielt Kontakt zu höheren Semestern, die mit Rat und Tat zur Seite standen.

Die Woche war schnell vorbei und nun starteten schon die Einführungsveranstaltungen. Durch die Ersti-Fahrt hatte ich schon Kontakte und wir erledigten viele Dinge zusammen, zum Beispiel Bibliothekausweis beantragen, Bücherkauf, Skriptenkauf und das Aufsuchen von Veranstaltungsorten.

 

Tipp: Nie ohne Karte

Ein Ratschlag noch: Ohne Karte sollte man sich in einer fremden Stadt nicht bewegen, Ihr könntet Euch wahnsinnig verlaufen. Ich spreche aus Erfahrung.

Das Semester beginnt und die Zeit vergeht unheimlich schnell. So viele neue Eindrücke und Erlebnisse. Man lernt viele neue Menschen kennen. Freundschaften bilden sich. Wir Studenten meistern unser Leben plötzlich allein ohne Eltern mit allen Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten.

Bald standen schon die ersten Prüfungen an. Das Semester war schließlich um und wir waren mitten drin im Medizinstudium. Aller Anfang ist schwer und man sollte sich nicht entmutigen lassen.

Das Motto lautet: Ruhe bewahren! Das Studium ist eine aufregende Zeit, die man genießen sollte.

Lokalseite Bonn

Maren Hermerath ist als Lokalredakteurin für Bonn zuständig. Sie freut sich jederzeit über Anregungen und Termin-Tipps von eurer Seite.

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