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- Redaktion Thieme
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- 14.02.2020
Viele Wege führen zum Medizinstudienplatz – auch ohne Einser-Abi
Da steht man nun, mit seinem Abiturzeugnis in den Händen und dem Gedanken im Kopf „Ich möchte Medizin studieren!“ Doch wie bewirbt man sich auf einen Medizinstudienplatz? Und: Wie klappt es mit dem Medizinstudium auch ohne 1,0 Abi?
Mehr Bewerber als Studienplätze – Foto: Fotolia / Yuri Arcurs
Erste Schritte
Zuerst musst du dir über folgende Fragen bewusst werden:
- Was für einen Notendurchschnitt habe ich?
- Nach welchen Kriterien wählen die Universitäten aus?
- Wo und bis wann muss ich mich bewerben?
- Kommen alternative Möglichkeiten, wie etwa ein Studium im Ausland infrage?
Bewerbung über die Stiftung für Hochschulzulassung
Um in Deutschland an einen der heiß begehrten Plätze zu kommen, musst du dich über die Stiftung für Hochschulzulassung bewerben, genauer gesagt über deren Homepage: www.hochschulstart.de
Dort kannst du mit Hilfe von „AntOn - Der Antrag Online“ deinen Antrag auf einen Studienplatz einreichen. AntOn übermittelt deine Daten direkt an die Datenbank von hochschulstart.de. Den Stand deiner Bewerbung kannst du dann unter“ DaISy - Das DatenInformationsSystem“ einsehen.
Die Seite gibt aber noch viel mehr her. Du kannst hier das gesamte Studienangebot im Fach Humanmedizin mit den Auswahlkriterien der Hochschulen zum Sommer- und Wintersemester einsehen. Ein entsprechender Link leitet jeweils zu den Unis weiter.
Wie werden die Medizinstudenten ausgewählt?
- 30% der Studienplätze werden über die Abiturbestenquote vergeben
- 10% der Studienplätze werden über die zusätzliche Eignungsquote vergeben. Hier sind notenunabhängige Kriterien ausschlaggebend, wie z.B. Studienauswahltests (z.B. TMS), mündliche Auswahltests, abgeschlossene Berufsausbildungen und Berufstätigkeiten, außerschulische Leistungen und Qualifikationen.
- 60% der Studienplätze werden über das Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) vergeben. Hier spielen notenunabhängige Kriterien (siehe zusätzliche Eignungsquote) und notenabhängige Kriterien eine Rolle.
Die Auswahlverfahren der Unis
Neben dem Abiturergebnis werden in Medizin mindestens zwei notenunabhängige Kriterien berücksichtigt.
Der Medizinertest
Der kostenpflichtige Medizinertest wird von der Firma ITB Consulting GmbH deutschlandweit durchgeführt. Verantwortlich ist die medizinische Fakultät der Uni Heidelberg. Folgende Unis setzen den Test als Auswahlkriterium ein:
Aachen
Augsburg
Berlin
Bochum
Bonn
Bonn/Siegen
Dresden
Duisburg-Essen
Düsseldorf
Erlangen-Nürnberg
Erlangen-Nürnberg/Bayreuth
Frankfurt
Freiburg
Gießen
Göttingen
Greifswald
Halle (Saale)
Hannover
Heidelberg
Heidelberg-Mannheim
Jena
Kiel
Köln
Leipzig
Lübeck
Mainz
Marburg
München
Münster
Oldenburg
Regensburg
Rostock
Saarland
Tübingen
Ulm
Würzburg
Es gibt mehrere Termine zu denen man sich anmelden darf, aber man hat nur einmal die Möglichkeit, den Test zu machen. Der Test dauert mehrere Stunden und beinhaltet Aufgaben zum logischen Denken, Konzentrationsübungen, Merkübungen und vieles mehr. Aber keine Sorge, man kann sich gut auf ihn vorbereiten. Je nach Testergebnis vergeben die Unis unterschiedliche Boni auf die Abiturnote. Ein Ergebnis von über 90% kann z.B. einen Bonus von 0,6 ausmachen. Weitere Infos dazu unter: http://www.tms-info.org/
Checkliste für die Bewerbung an einer Uni
Informier dich bei jeder Universität:
- welches Auswahlverfahren sie hat
- ob dir das Verfahren liegt. Bist du etwa gut in Naturwissenschaften, würde dir ein naturwissenschaftlicher Test leicht fallen. Kannst du dich gut präsentieren, hast du bestimmt gute Chancen in einem Auswahlgespräch.
Egal für welches Auswahlverfahren du dich entscheidest, du solltest genau recherchieren, wo die Grenze zur Einladung zum entsprechenden Auswahlverfahren im letzten Semester lag. Falls du im Internet keine genauen Informationen findest, solltest du dich nicht scheuen, die Uni direkt anzurufen. Die Sekretärinnen sind eigentlich immer sehr freundlich und helfen den Bewerbern gerne weiter. Auch bei Problemen mit der Anmeldung bei hochschulstart.de kann jederzeit problemlos telefonischer Rat eingeholt werden.
Leider ist der Andrang auf die Unis so groß, dass man oft keinen Platz an seiner Wunschuni bekommt und stattdessen einer der anderen Unis zugewiesen wird, die man im Online-Antrag angegeben hat. Denn meist heißt es „Studienplatz vor Studienort“!
Das Losverfahren
Das Losverfahren bleibt ein Hoffnungsschimmer für alle, die es mit ihrer Note nicht spontan zum Studienplatz geschafft haben. Falls es zu Studienbeginn noch Studienplätze gibt, die durch Absagen, etc., noch nicht vergeben sind, werden diese verlost. Jede Universität hat dazu ihr eigenes Verfahren. Wie und in welcher Frist du dich bewerben musst, findest du auf meinlosverfahren.de oder direkt auf den jeweiligen Universitäts-Websites. Falls das Losverfahren auf den ersten Blick nicht ganz klar ist, kannst du einfach im Sekretariat der Uni anrufen. Du kannst dabei nichts verlieren. Also nur Mut.
Die Verlosung der „Restplätze“ findet üblicherweise erst nach Beginn des Semesters statt. Wird über dieses Verfahren ein Platz ergattert, so startet man meist ein bis zwei Wochen verspätet mit dem Studium. Die Vorlesungen haben dann oft schon begonnen. Zudem lost nicht jede Uni sofort. Einige füllen die frei gewordenen Plätze erst mit ihrer Warteliste auf, die sich über hochschulstart.de ergeben hat.
Berufsausbildung
Wer eine abgeschlossene Ausbildung in einem medizinischen Beruf hat, bekommt einen Boni.
Das Medizinstudium im Ausland
Prag, Breslau, Budapest, Wien, Maastricht … Überall kann man mittlerweile als deutscher Staatsbürger Medizin studieren. Meist auf Englisch, manchmal sogar auf Deutsch. Mit einem Studium im Ausland sind aber hohe Kosten verbunden. Studiengebühren zwischen 5.000 und 15.000 Euro pro Jahr sind üblich. Für diesen Schritt ist die Unterstützung durch die Eltern oder andere Verwandte elementar.
Weitere Infos finden sich hier und
hier: http://www.studimed.de/home.html oder http://www.medizin-studium-ausland.de/
Die Studienplatzklage
Es besteht die Möglichkeit, per Klage einen Studienplatz zugesprochen zu bekommen. Denn in Deutschland besteht das Recht zur freien Berufswahl nach Artikel 12 des Grundgesetzes. Man kann eine Klage sowohl gegen die Vergabeverfahren einreichen als auch außerkapazitäre Studienplätze einklagen. Das sind Plätze, die aufgrund falscher Kapazitätsberechnungen der Unis nicht ausgeschrieben sind.
Studienplatzklagen sind meist sehr langwierig und dementsprechend teuer. Meist klagt man gegen mehrere Unis gleichzeitig und man kommt schnell auf mehrere Tausend Euro. Hinzu kommt, dass das Einklagen immer schwieriger wird und nur noch bei wenigen Universitäten überhaupt eine Chance über diesen Weg besteht.
Medizinstudium bei der Bundeswehr
Die Bundeswehr hat ein eigenes Kontingent von 2,2% aller Medizinstudienplätze. Auswahlkriterium das Eignungsfeststellungsverfahren für Offiziersanwärter der Bundeswehr. Wer angenommen wird, darf sich über ein Gehalt freuen – muss sich allerdings auch für 17 Jahre verpflichten.
Also, es gibt viele Wege seinen Traum vom Medizinstudium zu verwirklichen. Wichtig ist nur, diese Wege zu kennen um keine Chance auf den Studienplatz verstreichen zu lassen. Viel Erfolg dabei!