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- Alisha Qamar
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- 04.07.2022
Mein Physikums Guide
Hier meine Tipps für die erste Ärztliche Prüfung, über die ich mich sehr gefreut hätte, hätte ich sie früher gewusst.
„Denn wenn Sie das Physikum bestanden haben, dann – glauben Sie mir – hält Sie nur noch der Tod davon ab, Arzt oder Ärztin zu werden.“ Mit diesen Worten werden wir in den klinischen Abschnitt des Medizinstudiums begrüßt. Auch unter Studierenden gilt, dass wer das Physikum schafft, auf jeden Fall Arzt oder Ärztin wird. Und so schön wie das auch klingt, muss erstmal diese Hürde des Physikums bewältigt werden.
Bereite dich bereits in der Vorklinik gut auf die Prüfungen vor und lerne auf Verständnis.
Durch die vielen Prüfungen, zahlreichen Pflichtpraktika und der kurzen Lernzeit, verfallen Studierende schnell dem „Bulimie Lernen“. Sie prügeln sich Inhalte für die Prüfung schnell ins Gedächtnis, um sie gleich nach der Prüfung auch wieder zu vergessen. Wer dies tut, hat es jedoch später in der Physikumslernphase noch schwerer, da er bei null anfangen muss. Daher rate ich dir, bereits in der Vorklinik so zu lernen, dass du in der Zeit der Physikumslernphase im Prinzip nur noch wiederholen musst und die Zeit in der Lernphase dann dafür nutzen kannst, die für dich schwierigen Themen gründlich aufzuarbeiten.
Meine Devise ist immer – wer auf Verständnis lernt, der lernt fürs Leben. Die sogenannte Feynman Technik ist eine bekannte Lerntechnik, die genau das aufgreift. Lernen auf Verständnis ermöglicht es dir auf tiefgreifende Details zu verzichten und sie dir im Fall einer Prüfungsfrage herzuleiten. Außerdem kannst du deinen Wissenstand immer überprüfen, indem du dir Themen so erklärst, als würdest du sie jemandem anderem erklären, der keine Ahnung von dem Thema hat. Verliere dich nicht in Details, aber sobald du das Konzept eines Themas gut verstanden hast, kannst du dir im Fall der Fälle Fragen nach Details logisch herleiten und sparst auch so während der Physikumsvorbereitung sowie im Examen an Zeit.
via medici, MediLearn oder Amboss?
Wenn Vorklinik Studierende eine Frage haben, dann ist es: Womit soll ich lernen? Und die Antwort darauf ist: Es ist im Prinzip egal. Viele sagen, dass man mit der Plattform lernen soll, mit der man auch in der Vorklinik gelernt hat. Dem kann ich nur zustimmen, aber trotzdem ist es auch nicht unmöglich sich an neue Plattformen zu gewöhnen. Die Inhalte sind überall dieselben, nur die Aufmachung ist eben anders und da muss jeder für sich schauen, womit er oder sie am besten zurechtkommt. Amboss ist in Steckbriefform aufgebaut und verzichtet auf lange, detailreiche Texte. Der Lernplan ist so ausgelegt, dass man an einem Tag Thema X lernt und täglich auch Fragen kreuzt. So hast du stets einen Überblick darüber, wie gut das erlernte Wissen hängen geblieben ist und wo auch der Fokus der Fragestellungen liegt.
Thiemes Lernportal via medici habe ich als detailreicher wahrgenommen. Im via medici Lernplan hast du die Wahl zwischen einem kürzeren und einem längeren Lernplan und kreuzt täglich. Die Endspurt Skripte zur Physikumsvorbereitung empfinde ich als die perfekte Mischung aus Basics und Extrawissen.
Die MediLearn Hefte habe ich für Fächer genutzt, die ich so einfach wie möglich erklärt brauchte – wie Chemie. Die Aufmachung hat mir gut gefallen und es war sehr einfach erklärt. Es gibt also was das Lernmaterial angeht, nicht die „richtige“ Wahl. Am besten lernst du mit der Plattform, mit der du dich am wohlsten fühlst.
Da ich auch großer Fan von Karteikarten bin, habe ich mit den SmartMedix Karten gelernt, sodass ich auch eine gute Vorbereitung für mein mündliches Physikum gleich mitgemacht habe. Verliere dich nicht in den vielen Lernplattformen, sei es online oder offline. Das wichtigste ist, dass du dich sicher fühlst mit den Lernmaterialien und deinem Lerntyp entsprechend anpasst.
Ich lerne viel mit eigenen Zeichnungen, Diagrammen oder Karteikarten, sodass ich auch in der Physikumsvorbereitung entsprechende Materialien vorbereitet und genutzt habe. Auch habe ich die Lernkartei App Anki genutzt. Was Anki ist und wie man es nutzen kann, erfährst du hier. Ich habe kurzzeitig mit dem Deck gearbeitet, jedoch festgestellt das es sich für mich als nicht hilfreich erwiesen hat. Jedoch muss dies jeder für sich wissen und am besten stellst du es einfach durch ausprobieren fest!
Kreuzen, Kreuzen, Kreuzen
Das schriftliche Physikum ist, wenn man es sehr einfach herunterbricht, eine sehr lange Multiple Choice Klausur. Ich habe vor und während der Physikumzeit den Begriff „Staatsexamen“ versucht so gut es ging zu vermeiden, da ich mir dadurch nur mehr Druck gemacht habe. „Klausur“ hat nun mal einen anderen Beigeschmack als „Staatsexamen“. In Bochum wirst du in der Vorklinik ausschließlich schriftliche multiple Choice Klausuren haben, daher wird das Kreuzprinzip im Physikum für dich nichts Neues sein.
Während der Vorbereitung ist es wichtig, viele Fragen zu kreuzen. Diese findest du auf entsprechenden Plattformen (via medici, Amboss etc.), für die deine Universität möglicherweise sogar eine Lizenz hat, sodass du sie kostenlos nutzen kannst. Beim Kreuzen hat es mir immer geholfen, nicht nur die richtige Lösung anzukreuzen, sondern mir zu erklären, wieso die anderen Lösungen falsch sind und wie man sie ggf. umformulieren müsste, damit sie richtig wären. So testest du dein Verständnis für das Thema und entwickelst ein Gefühl dafür, wie die Physikumsfragen aufgebaut sind.
Was auch wichtig ist: Bewahre Ruhe. Das gilt sowohl für die Zeit der Vorbereitung sowie für die Zeit während der Prüfung. Wenn du ruhig bleibst und fokussiert bist, wirst du weniger Flüchtigkeitsfehler machen oder mal ein „nicht“ nicht überlesen und damit Punkte sammeln. Während der Prüfung habe ich Fragen, die ich als schwierig empfand, vorerst übersprungen und zunächst die Fragen bearbeitet, bei denen ich die Antwort sofort und sicher wusste. Für die schwierigeren Fragen hatte ich dann noch genug Zeit, um gründlich darüber nachzudenken und sie zu bearbeiten.
Geheimtipp
Der beste Geheimtipp für die Physikumsvorbereitung? Mach regelmäßig Pausen! Für viele Tage ununterbrochen zu lernen ist weder realistisch noch effektiv. Nimm dir genug Zeit zwischen deinen Lerneinheiten und bewege dich an der frischen Luft.
Natürlich ist es im Nachhinein leichter gesagt, als wenn man kurz vor der Prüfung steht – aber mache dir keinen Druck. Die Prüfung wird sich 100-mal angenehmer gestalten, wenn du dir keinen Druck machst. Sollten alle Stricke reißen, dann schreibst du das Examen eben nochmal, das ist kein Weltuntergang. Achte in dieser doch nervenaufreibenden Zeit auf dich! Solltest du für die Zeit merken, dass du mit der Belastung nicht zurechtkommst, tausche dich mit Freunden oder deiner Familie aus oder nutze die Psychologischen Studienberatung deiner Uni. Sei es eine Einzelberatung oder ein Coaching, das deine Prüfungsfähigkeiten stärken soll – es gibt viele Möglichkeiten, die du in Anspruch nehmen kannst.
Viel Erfolg an alle, die das Physikum vor sich haben!