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  • Jessica Splett
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  • 27.03.2024

Physikum- ein Ritt durch die Hölle?

Mit dem Eintritt in das Medizinstudium blicken viele Studierende mit Angst und Sorge auf das Physikum. Schon vor Beginn des Studiums kann man zahlreiche Horrorgeschichten hören. In diesem Beitrag möchte ich dir eine andere Perspektive aufzeigen und dir hoffentlich etwas die Angst nehmen.

Nach zwei Jahren Vorklinik stand nun also auch für mich das Physikum an. Viel habe ich im Vorfeld vom ersten Staatsexamen gehört und gelesen. In mir zeichnete sich ein eher schwarzes Bild ab. Jedoch hatte ich auch eine sehr gute Freundin, die ein Jahr vor mir die Prüfung abgelegt und mir ein deutlich positiveres Bild aufgezeigt hat. Da hat mir super viel Kraft und Hoffnung geschenkt. Und ja, am Ende habe ich alles erfolgreich meistern können.
 

Wie lange hatte Lernzeit?

Mir blieben nach der letzten Prüfung gut sechs Wochen freie Lernzeit. Rein planerisch ging der 60 Tage Lernplan von via medici also nicht auf.  Ich hatte aber schon einige Tage zuvor angefangen und geschaut, dass ich für meine letzte Klausur (Physiologie) die Lerntage des Lernplans als Klausurvorbereitung nutze.
Theoretisch ist es aber natürlich auch so, dass man die ganzen letzten Monate schon auf diese Prüfung gelernt hat. Vielleicht ist nicht mehr alles präsent, aber wenn du schon einmal in den Themen gut eingearbeitet warst, dann kommen die auch wieder schneller in dein Gedächtnis zurück. Beim Erstellen meines Lernplanes habe ich auch geschaut, dass ich am Ende ein paar Puffertage und den Tag vor dem schriftlichen Teil frei habe.

 


 

Womit habe ich gelernt?

Ich habe schon während der gesamten Vorklinik mein Herz an via medici verloren. Ich konnte wirklich gut mit den Beiträgen lernen und fühlte mich daher auch in Sachen Physikumsvorbereitung sehr sicher mit der Plattform.  Liebend gerne wollte ich den 60 Tage Lernplan machen, da mir dieser ein besseres Bauchgefühl schenkte. Ich dachte, dass ich dann an den einzelnen Lerntagen weniger Stress haben werde und mehr auf eine Work-Life-Balance achten kann. 
Lange konnte ich mich nicht entscheiden, welchen Lernplan ich genau nehmen möchte. Am Ende wurde es dann der 60 Tage Lernplan, den ich aber etwas an meine Bedürfnisse angepasst habe. Da ich Ende des vierten Semesters Klausuren in Biochemie und Physiologie geschrieben habe, waren diese Themengebiete noch frisch im Gedächtnis und ich brauchte nicht mehr ganz so viel Lerneinheiten dazu. Wie weiter oben schon geschrieben, lernte ich für die Physiologieklausur schon nach den Lerntagen des Lernplans.
Psych/Soz habe ich in den Tagen gekürzt, indem ich Tage zusammengelegt habe. Das hat für mich gut funktioniert.
Die Probeexamina habe ich auch zusammengelegt, indem ich pro Tag ein ganzes Physikum gekreuzt habe.
 

Wie hast du gekreuzt?

Im Lernplan ist neben den Lerneinheiten das Kreuzen A und O!
Vorgesehen ist das Kreuzen eines Themas immer einen Tag nach dem jeweiligen Lerntag. Für mich passte es besser, den Abstand etwas zu verlängern, sodass ich erst am zweiten Tag nach dem jeweiligen Lerntag kreuzte. So war der Abstand etwas länger und gelernte Inhalte wurden mir nochmals ins Gedächtnis gerufen. Das hat super funktioniert! 
In einigen Fächern wie Chemie, Physik oder gerade auch Psych/Soz war Kreuzen essenziell. Für die beiden Naturwissenschaften blieb einfach nicht so viel Lernzeit über, sodass es gut war, hier direkt die Aufgaben zu üben. In Psych/Soz habe ich die Beiträge eher überflogen und gezielt die Beiträge gelesen, die besonders relevante Themen behandelten. Das konnte ich auf via medici gut anhand der Kapitelübersicht filtern, in dem ich alle Beiträge anzeigen und diese dann nach Relevanz ordnen ließ.
Hier in Magdeburg habe ich vor dem Physikum nicht so viel gekreuzt, da wir in Anatomie beispielsweise nur mündliche Testate hatten. Somit habe ich gerade hier meinen Fokus auch auf das Durchgehen von Altfragen gesetzt, um ein Gefühl für die Fragestellungen zu bekommen. 
 

Habe ich den ganzen Tag gelernt?

NEIN! Es ist wichtig, sich am Tag immer mal wieder Pausen zu nehmen und je nachdem, welcher Lerntypen du bist, auch mal unter der Woche vielleicht einen freien Tag. Jeder sollte auf sich und seinen eigenen Körper achten. Das Physikum ist kein Sprint, sondern ein Marathon. 
Zu Beginn der Lernzeit bin ich noch jeden Morgen eine Runde Spazieren gegangen. Damit konnte ich ruhig in den Tag starten, etwas frische Luft schnappen und erste Sonnenstrahlen genießen.
Je weiter der Lernplan voranschritt, ging es für mich dann morgens in den Präpsaal, um Anatomie an den Körperspendern zu wiederholen. Hier traf ich auf die anderen Studierenden. Wir lernten, hatten aber gleichzeitig oft auch superschöne und lustige Momente.


 

Nachdem ich dann wieder zu Hause war, setzte ich mich an die erste kleine Lerneinheit. Nach einem gemütlichen Frühstück und einer damit verbundenen ausgiebigen Pause ging es dann an die nächste Lerneinheit. Jeden Tag habe ich trotz des Lernens frisch gekocht. Das tat mir gut! Dabei habe ich Musik gehört und einfach mal eine ganz andere Beschäftigung für meine Nervenzellen gehabt. Auch hier hatte ich also wieder eine Pause.
Nach dem Essen plante ich dann meistens die letzte Lerneinheit, bei der ich oft nur noch ein oder zwei Kapitel des Tages übrighatte und danach dann die offenen Fragen kreuzen konnte. Jeder Tag war da natürlich etwas anders, aber meistens war ich dann gegen 19 Uhr fertig. 
Ich achtete jeden Tag auf genügend Schlaf und war meist erstaunt, wie viel besser Themengebiete am nächsten Tag doch im Kopf verankert waren, als ich zuvor gedacht hatte. Wir verarbeiten und lernen also auch im Schlaf. ;)


Wie lief das schriftliche Physikum ab?

Die Tage gingen um, der Lernplan neigte sich dem Ende. Ich konnte es ehrlicherweise kaum abwarten, dass die Prüfungstage kommen und ich somit endlich all mein Wissen abliefern kann. Auch sehnte ich mir die Ferien herbei.
Wir schrieben die Prüfung etwas außerhalb in den Messehallen Magdeburgs. Zusammen mit einer lieben Kommilitonin fuhr ich also pünktlich dort hin. Erst versammelten wir uns, sprachen uns nochmal Mut zu und dann ging es in die Halle. Zuerst erfolgte die Kontrolle unserer Personalien. Danach konnte ich meinen Sitzplatz suchen. Etwas erinnert mich die Situation an das Abitur. Eine große Halle, in der Tische und Stühle in Reihe und Glied stehen.

 

 

Auf jedem Tisch eine Nummer, anhand derer jeder genau wusste, wo er oder sie sitzen muss. Die Plätze wurden uns durch das Prüfungsamt mitgeteilt.
Kurz bevor es losging, stieg in mir dann doch ganz schön die Aufregung. Doch jetzt hieß es: „Augen zu und durch!“
Die erste Seite schlug ich auf. Los ging es für mich mit Physik. Puh… Zuallererst also einer der schweren Brocken für mich. Ich war aber superüberrascht, wie gut doch der Großteil an Aufgaben lief. Ich tankte Motivation und ließ erstmal die Fragen links liegen, wo ich noch einen Knoten im Kopf hatte. Diesen stellte ich mich dann später noch einmal.
Ich kam in meinen Rhythmus aus Aufgabe lesen, Beantworten im Aufgabenheft und dem sofortigen Übertragen meiner Antworten auf den Antwortenzettel. Die Zeit verflog und schneller als gedacht war ich dann auch mit allen Aufgaben des ersten Tages durch.
Aufgaben, bei denen ich mir superunsicher war, hatte ich stets notiert und konnte mir nach einer kurzen Toilettenpause diese nochmal in Ruhe vornehmen.
Ich war heil froh, als die Zeit um war. Danach versuchte ich den Aufgaben nicht mehr zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Der erste Tag war geschafft. Zweifeln bringt nun nichts mehr.

Zuhause angekommen, war ich erstmal erleichtert und machte einen ausgiebigen Spaziergang bei schönstem Sonnenschein. Viel mehr passierte an diesem Tag auch nicht mehr. Nach dem anfänglichen Hoch folgte ein Energietief. Ich tankte nochmal Kraft für den zweiten Tag.

Dieser lief ähnlich zu Tag eins. Man merkte aber auch hier, dass etwas Ruhe eingefunden hatte. Jeder wusste, wann er wo zu sein hat, was und erwarten wird und dass es nach den nächsten Stunden erstmal mit dem ersten großen Spuk vorbei ist.

Am zweiten Tag war Anatomie an der Reihe mit einigen Bildern. Hier gab es teils Fragen, wo man echt um die Ecke denken musste. Was ich dir hier aber als Tipp mitgeben möchte: Du darfst die Bilder nicht nur für die jeweilige Aufgabe nutzen. Sie liegen dir ja immer zur Stelle. Bei uns gab es zwei oder drei Fragen ohne Bild, wo mir das genaue Ansehen der Bilder aber dennoch beim Beantworten der Fragen half. Also keine Scheu die Mittel einzusetzen, die dir zur Verfügung stehen.

Letztlich war also auch der zweite Tag geschafft und somit merkte ich eine große Erleichterung, die sich in mir breitmachte. Natürlich wusste ich nicht, ob ich jetzt wirklich bestanden habe und wie es ausfallen würde, doch mein Gefühl war nicht ganz schlecht.

Nachdem ich wieder zurück an meiner Wohnung war, rief ich erstmal alle aus meiner Familie an. Ich sprudelte nur so vor Energie. In mir machten sich die Glückshormone frei. Auch rief ich meine sehr gute Freundin an, die im Jahr zuvor ihr Physikum geschrieben hatte. Sie verstand mich einfach nochmal ganz anders als meine Familie und der Austausch tat auch hier wieder mehr als gut.


Und wann war dann das mündliche Physikum?

Die Tage nach dem schriftlichen Teil ließ ich etwas ruhiger angehen. Einige Tage vor dem schriftlichen Teil bekamen wir vom Prüfungsamt über einen Brief unsere Einladung zur mündlichen Prüfung. Darauf haben wir alle sehnsüchtig gewartet. Es stellten sich zwei wichtige Fragen:
1.    WANN ist die Prüfung?
2.    WER sind meine Prüfer?
Ich kann gar nicht sagen, welche Frage für mich von größerer Bedeutung war. Der Brief kam am Morgen an und ich machte ihn auf dem Weg zum Präpkeller auf. Als ich las, wann ich dran bin und wer in der Prüfungskommission sitzt, fühlte ich eine Vielfalt an Gefühlen: Anspannung, Aufregung, Zufriedenheit, Freude.
Ich wusste, dass ich noch genügend Zeit haben werde nach dem schriftlichen Teil, um mich nochmal explizit vorbereiten zu können. Das gab mir Sicherheit.
Ich fing also an zu schauen, welche Themen mir eher schwergefallen sind, welche Gebiete die Prüfenden vielleicht selbst als Vorlesung hielten und was gerne gefragt wird.
Bisher hatte ich nie beim Lernen gesprochen, doch wie der Name der Prüfungsart schon andeutet: Hier muss man sprechen. :P
Ich sagte mir also alle möglichen Sachen auf, legte mir teils schon Redewendungen zurecht, die ich auf bestimmte Fragen gut antworten könnte. 


Der Tag der mündlichen Prüfung

Zu dem mündlichen Prüfungsteil gehört bei uns in Magdeburg auch eine theoretische Prüfung in Histologie und Embryologie. Diesen Teil absolvierte man bereits am Tag vor dem eigentlichen Prüfungstag. 
Zum Glück hatte meine Prüfungsgruppe den Termin direkt am Morgen bekommen. Meine Kommilitonen und ich standen dann ein letztes Mal ehrfürchtig wartend auf der Treppe zum Präpkeller. Die Aufregung war bei mir nun doch präsent. Zuvor war ich erstaunlich ruhig.
Wir setzen uns und dann ging es los. Im ständigen Wechsel zwischen Prüflingen und Fach vergingen die 4 Stunden Prüfung wie im Flug. Mit meiner Physiologieprüfung war dann alles um - kaum zu glauben. 
Ohne unsere Ergebnisse zu wissen, fiel uns allen merklich ein riesiger Stein von Herzen. Wir verließen kurz den Prüfungsraum, damit sich die Prüfer beraten konnten.
Nach einer kurzen Auswertung war es dann geschafft. Wir haben alle vier bestanden.

Am Ausgang aus dem Prüfungsgebäude wurden wir dann herzlich von lieben Leuten empfangen, es wurden Fotos gemacht und langsam realisiert, dass das Physikum nun hinter uns liegt.


Abschließend möchte ich dir sagen, dass es zwar eine intensive Zeit war, die ich persönlich aber gar nicht so schlimm wahrgenommen habe, wie es in anderen Berichten zu lesen oder hören ist.
Mit etwas Planung, Lernen der Themen bereits in den vier Semestern vor dem Physikum und einer Portion Selbstvertrauen ist auch die Physikumszeit gut machbar.
Bereits bevor du zum ersten Staatsexamen antreten darfst, hast du sicherlich viele Hürden gemeistert, sodass du auch diese überwinden wirst. 
 

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