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  • Redaktion Via medici
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  • 09.09.2011

Möglichkeiten, das Medizinstudium zu finanzieren

Nicht erst seit Einführung der Studiengebühren stehen viele Medizinstudenten vor der Frage: Wie soll ich mir mein Studium finanzieren? Durch diese neue finanzielle Belastung und mit der Verkürzung der Zeit in der kostenlosen studentischen Familienversicherung sowie der Kindergeldbezugsdauer um 2 Jahre rücken vor allen Dingen Studienkredite mehr ins Rampenlicht.

Das Medizinstudium an sich gilt unumstritten als die teuerste studentische Ausbildung an Universitäten. Zum einen sicherlich für den Staat und Steuerzahler (auch wenn manchmal fraglich, ob z.B. die Gelder an den Unikliniken wirklich in die Lehre fließen), zum anderen aber auch für die Medizinstudenten selbst. Diese geben für ihr Studium deutlich mehr Geld für Fachbücher und "Klinik-Equipment" als Studenten anderer Fachrichtungen aus. Das Thema Studienfinanzierung ist deshalb gerade unter Medizinstudenten häufiger Gesprächsthema. Hier folgt eine kleine Übersicht über verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, die einzelnen Möglichkeiten lassen sich natürlich auch individuell kombinieren. :-)

 

Möglichkeit 1: Die lieben Eltern

Die meisten Studenten bekommen einen Großteil ihres Studiums derzeit von den Eltern finanziert. Nur wenige leben noch zu Hause, um ein wenig Geld zu sparen. Je nach Studiumsort ist ein Auszug manchmal ohnehin unumgänglich und irgendwann wollen die meisten doch auch endlich auf eigenen Beinen stehen. Dann ist der "flügge" gewordene Student froh, wenn die Eltern neben dem Kindergeld noch eine kleine Unterstützung zum Lebensunterhalt beitragen können. Wer keine so finanzstarken Eltern hat, die einem unter die Arme greifen, muss sich nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten für Studium, eigene Wohnung und Haushalt umschauen. Zudem wollen auch nicht alle Studenten immer ihren Eltern auf der Tasche liegen. Erste alternative Einnahmequellen für Studenten aus Geringverdienerfamilien ist in der Regel das BAföG.

 

Möglichkeit 2: BAföG

Hinter der Abkürzung BAföG verbirgt sich das Bundesausbildungsförderungsgesetz. Nach diesem können Studenten unter bestimmten Voraussetzungen für ihr Studium einen Beitrag zur Hälfte als Darlehen und zur Hälfte als Zuschuss bekommen. Die Höhe dieses Beitrages richtet sich nach dem Einkommen der Eltern, dem eigenen Einkommen, Vermögen, Geschwisterzahl, eigene Wohnung - da direkt durchzusteigen ist sicher nicht so leicht. Für das BAföG ist an der Ruhr-Uni-Bochum das Akademische Förderungswerk (AKAFÖ) zuständig. Ansässig ist es im Erdgeschoss der Univerwaltung (das 1. große Gebäude auf dem Campus links). Vor dem etwas umfangreicheren Antrag sollte sich keiner scheuen.
kleiner Tipp: Für den Erstantrag reicht schon eine Postkarte "Hiermit beantrage ich BAfÖG" vollkommen aus. Bei allen weiteren Formalitäten helfen einem die recht freundlichen Sachbearbeiter gerne weiter. Der maximale Förderungsbetrag beträgt derzeit für auswärtige wohnende Studenten 585 Euro. Wer seinen Anspruch vorher ungefähr wissen möchte, kann den BAföG-Internet-Rechner benutzen. Für die Rückzahlung des Darlehens gilt:

  • Wer zu den besten 30% seines Jahrgangs gehört
  • und/oder sein Studium schnell abgeschlossen hat

dem wird ein Teil des Darlehensbetrages erlassen. Wer dann statt in Raten den gesamten Darlehensbetrag auf einmal zurückzahlt, kann nochmals deutlich sparen. Wer nicht direkt so viel Geld hat, sollte auf jeden Fall verschiedene BAföG-Ablöse-Kreditangebote prüfen. Der vom Staat erlassene Betrag bei sofortiger Darlehenstilgung ist in der Regel so groß, dass sich hierfür eine Kreditaufnahme durchaus lohnen kann. Es gibt viele Angebote zahlreicher Banken, sodass sich der Aufwand für einen Vergleich hier immer lohnt.

Informationen zum BAföG des bmbf

BAföG-Rechner des bmbf

 

Möglichkeit 3: Stipendien

Ein Stipendium wird in der Regel bei besonders guten Abiturnoten/Studienleistungen und/oder herausragendem sozialen Engagement verliehen. Welche Anforderungen genau an einen Stipendiaten gestellt werden, wird von den verschiedenen Stiftungen relativ unterschiedlich gewichtet. Zum einen gibt es die kirchennahen Stiftungen, z.B. das katholische Cusanunswerk und das Evangelische Studienwerk Villingst. Diese legen besonders viel Wert auf kirchliches, gesellschaftliches und soziales Engagement. Daneben gibt es politiknahe Stiftungen, die jeweils einer Partei zugehören (z.B. die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung oder CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.). Eine Parteizugehörigkeit ist für die Aufnahme nicht unbedingt eine Voraussetzung, aber politisches Engagement (natürlich ähnlicher politscher Grundüberzeugung) der Stipendiaten ist hier gerne gesehen. Darüber hinaus sind verschiedene wirtschaftsnahe Stiftungen wie die Bayer Studienstiftung oder unabhängige Stiftungen wie die Studienstiftung des deutschen Volkes weitere Vergeber von Stipendien. Letztere legen vor allem auf gute Studienleistungen ein besonderes Gewicht. Wer schon an einer Dr.-Arbeit arbeitet, kann sich bei besonders interessanten und anspruchsvollen Themen, die wichtige Ergebnisse für die Allgemeinheit erwarten lassen, eventuell auf ein spezielles Promotionsstipendium Hoffnung machen. Diese werde einerseites von den eigenen Fakultäten, teilweise aber auch von einigen größeren Studienstiftungen vergeben (z.B. die Konrad-Adenauer-Stiftung). Nicht bei allen Stiftungen ist die Selbstbewerbung so einfach möglich. Für einige muss man von einem Schuldirektor oder Hochschullehrer vorgeschlagen werden, andere verknüpfen die Bewerbung mit besonderen Bedingungen, z.B. der abgeschlossenen 1. Ärztlichen Prüfung. Neben einem festen Büchergeld wird die Höhe der zusätzlichen Unterstützung in der Regel nach Bedingungen ähnlich wie beim BAföG an der individuellen Situation des Studenten ausgerichtet. Die gewährten Gelder sind meist etwas höher und müssen natürlich nicht zur Hälfte zurückgezahlt werden.

Darüber hinaus bieten fast alle Stiftungen Seminare zu unterschiedlichen auch studiumsfernen Themengebieten an. Einige veranstalten regelmäßige Stipendiaten-Camps, nicht selten wird ein Stipendium auch als "Vitamin B"-Faktor für eine vielleicht besonders tolle Promotionsmöglichkeit, einen interessanten Auslandsaufenthalt oder sogar eine spätere Forschungs- oder Arbeitsstelle gesehen. Die vielfältigen Möglichkeiten, die eine Stiftung den Stipendiaten eröffnet, sind nicht nur als Angebot zu sehen, sondern "verpflichen" den Studenten auch zu einem regelmäßigen Engagement und Teilnahme. BAföG-Empfänger sollten bei einer Bewerbung grundsätzlich beachten, dass durch "Mehreinnahmen" des Stipendiums unter Umständen der Anspruch auf BAFöG verringert wird oder ganz entfallen kann.

Stipendien für Medizinstudenten in Deutschland

Stipendien und Beihilfen für Medizinstudenten in Österreich

Möglichkeit 4: Jobben

 

Wer kein Stipendium hat und wem das Geld von Eltern oder BAföG nicht reicht, muss wohl oder übel neben dem Medizinstudium jobben. Wenn man Vorlesungen, Seminare und Zeiten in den Kliniken aufaddiert, kommt praktisch jeder Medizinstudent schnell auf feste 40-50 Wochenstunden. Wer dann noch Zeit für das Bücherstudium hinzurechnet, sieht schnell, dass das Medizinstudium sicher nicht das kompatibelste Studium zu einem Nebenjob ist. Beliebte Jobs unter Medizinstudenten sind z.B. in der nächtlichen Gastronomie oder bei Telefondiensten, weil diese einigermaßen gut mit dem Studium zu vereinbahren sind. Die oft wenigen medizinnahen Angebote wie studentische Hilfskraftstellen findet man meist noch am besten über einen von zahlreichen Aushängen oder "Mundpropaganda", aber auch Online-Suchbörsen wie studentenjobs.de, Jobmensa und Studentensjobs24 können hilfrei sein. Aussichtsreich ist auch die Methode, nach einer Unterrichtsveranstaltung bei den Dozenten oder einfach mal in den Kliniken persönlich bei verschiedenen Ober- und Chefärzten nachzufragen. Solches Engagement wird gerne gesehen und wer besonders viel Glück hat, für den springt evtuell nicht nur ein Job, sondern sogar eine Promotionsmöglichkeit heraus. Jedoch trifft man nicht selten Studenten, deren Studienleistungen unter der zusätzlichen Arbeitsbelastung durch Job oder Promotion leiden und gegebenenfalls 1-2 Semester dranhängen müssen. Nicht nur aus diesem Grund sollte man darauf achten, dass man nebenher nicht zu viel jobbt. Wer über das Jahr gesehen regelmäßig mehr als 20 Stunden in der Woche arbeitet, riskiert seinen studentischen Status für die Krankenversicherung und muss sich unter Umsänden teuer selbst versichern!

Möglichkeit 5: Studienkredite

Nicht ganz neu, doch durch die Studiengebühren mehr in den Focus gerückt, sind die Studienkredit-Angebote diverser Banken. Das für einen individuell geeignete Angebot zu finden, ist dabei nicht so leicht. Prinzipiell kann man raten: Man sollte nach Möglichkeit einen Kredit nur dann aufnehmen, wenn eine andere Finanzierung wirklich gar nicht möglich oder der zeitlich Aufwand neben dem Studium absolut nicht mehr aufzubringen ist. Nicht wenige Medizinstudenten spielen mit dem Gedanken, durch eine Kreditaufnahme sich evtl. die Belastung eines Nebenjobs zu ersparen und auf diese Weise mehr Zeit für ihr Studium oder noch ein bißchen Freizeit nebenher zu schaffen. Wem es jedoch neben dem Studium gelingt zu jobben, dem kann man nur von einem Studienkredit abraten, selbst wenn die Banken oder der ein oder andere Berater mit besonders günstigen Zinsangeboten locken. Viele der Angebote hören sich auf den ersten Blick zwar relativ günstig an, je nach Rückzahlungsmodalitäten, dem häufig unterschätzten Zinseszins-Effekt und teilweise "versteckten" Gebühren kann jedoch schnell eine unerwartet hohe Verschuldung zustande kommen. Wenn spätestens während des Praktischen Jahres wegen der Doppelbelastung von Studium und Nebenjob eine Kreditaufnahme erwogen werden muss, sollte man sich vorher rechtzeitig sorgfältig informieren. Die bekanntesten Angebote sind wahrscheinlich der KfW-Studienkredit und der Bildungskredit der NRW.BANK. Obwohl diese sicherlich einige Vorteile für Studenten bieten, müssen sie je nach individueller Situation nicht unbedingt die günstigste Lösung sein. Mittlerweile gibt es einige Studienkreditangebote von Privatbanken, die durchaus auch in Frage kommen könnten. Neben dem speziell für Medizinstudenten konzipierten Studienendfinanzierungsangebot der Deutschen Ärzte-Finanz und APO-Bank bieten z.B. auch Deutsche Bank, Dresdner Bank, die Sparkasse und einige andere Institute verschiedene Modelle an. Diese unterscheiden sich jedoch nicht nur in den Zinsangeboten, sondern auch den Zulassungsvoraussetzungen, der Flexibilität, Rückzahlungsmodalitäten, ... Für BAföG-Empfänger und Kindergeldempfänger gilt außerdem: Die meisten Studienkredite werden bei der BAföG-Berechnung nicht angerechnet, bei den Bedingungen für den Bezug von Kindergeld jedoch schon! Um da im Kredit-Dschungel noch die Übersicht zu behalten, soll folgender Artikel über die Grundlagen informieren und zum Einstieg mit einer detailierteren Übersicht helfen:

 

Der KfW-Studienkredit

 

 

 

Infos zum Bildungskredit (und BAföG)
Infos zur Studentischen Darlehensbank e.V.

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