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  • Felix Hutmacher
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  • 27.06.2022

How to study medicine – Probieren geht auch beim Studieren

Im Rückblick, sagt man, verkläre man die Vergangenheit oft. Mir kommt mein Studium im Rückblick auch fantastisch vor – aber es wäre noch fantastischer gegangen, wenn ich ein paar Dinge gewusst hätte. Daher hier: Mein ganz persönliches How-to-study. Damit du, liebe Leserin/lieber Leser, es noch fantastischer hast als ich.

 

Ein Studium muss sich nicht in Vorlesungen, Praktika und Prüfungen erschöpfen. Ein Studium kann so viel mehr sein: Die Möglichkeit, neue Sprachen zu lernen und ins Ausland zu gehen (den Guide für Auslandsaufenthalte gibt es übrigens hier). Die Möglichkeit, tolle Menschen kennenzulernen und sich von Forschenden und ihren Themen faszinieren zu lassen. Oder auch die Gelegenheit, einmal über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Und dabei gilt: Für viele dieser Dinge muss man eigentlich nur eine Sache tun: Über den eigenen Schatten springen.


Immer wieder trifft man zum Beispiel im Laufe seines Studiums Menschen, die Praktika oder Semester im Ausland, bei Nobelpreisträgern im Labor oder in Cambridge, Harvard oder an sonstigen Eliteuniversitäten absolviert haben. Ich habe diese Menschen immer bewundert, mich still und leise gefragt, wie sie das nur gemacht haben, und mir intuitiv die Möglichkeit abgesprochen, das auch zu können – dafür, dachte ich, sei ich sowieso nicht gut genug. Im Laufe des Studiums hat sich dann bei mir die Erkenntnis durchgesetzt: Man muss einfach nur die Überzeugung haben, das auch zu können, und oft genug fragen – grundsätzlich stehen diese Erfahrungen jedem und jeder offen. Man muss sich daher einfach trauen – das gilt auch dafür, sich selbst zu verkaufen - und nicht bei der ersten Absage den Kopf in den Sand stecken. Dann ist viel mehr möglich, als man vielleicht so gedacht hätte. Die coolen Sachen, sie sind nämlich eigentlich offen für alle.


Gar nicht mal so elitär: das Stipendium


Selbiges gilt im Übrigen für Stipendien. Stipendien sind für ein Studium auf allen Ebenen ein Gewinn: Sie befreien einen aus der Notwendigkeit zur Erwerbsarbeit neben dem Studium. Sie verschieben die Grenzen des finanziell Möglichen, auch, was Auslandsaufenthalte angeht. Sie eröffnen die Möglichkeit, mit anderen Studierenden zu netzwerken. Sie bieten ein umfassendes Seminarprogramm, oft mit Soft-Skill-Kursen, Sprachlernprogrammen und Akademien. Und last but not least: Sie sind ein Türöffner. Wer sich mit einem Stipendium im Lebenslauf schmücken kann, der hat oft einen Vorteil gegenüber anderen Bewerbern, denn er oder sie hat sich ja bereits in einem komplizierten Auswahlprozess zu behaupten gewusst. Es gilt die Regel: Wer hat, dem wird gegeben. Und es ist eben nicht so, dass man nur Chancen auf eine Aufnahme hat, wenn man Albert Einstein oder Marie Curie ist. Stipendiaten sind ganz normale Studierende. Sie haben sich einfach getraut, beim einen oder anderen Begabtenförderungswerk eine Bewerbung einzureichen.


Sind auch nur Menschen: Hochschuldozierende


Manchmal muss man im Laufe einer Bewerbung bei einem Stipendium auch eine Hochschullehrerin / einen Hochschullehrer um ein Gutachten fragen. Spätestens dann denken sich viele: Das traue ich mich nicht. Aber: Das einzige, was man sich trauen muss, ist ein eventuelles Nein zu akzeptieren. Ich selbst habe am Anfang meines Studiums einen beliebten Hiwi-Job ergattern können. Im Gespräch mit meinen Hiwi-Kolleginnen und Kollegen habe ich dann festgestellt, dass alle außer mir beim Professor vorgesprochen hatten, um die Stelle zu bekommen. Ich hatte unverschämtes Glück, und ich habe daraus eine wichtige Lehre gezogen: Ohne, dass man auf sich aufmerksam macht, kann man auch nicht gesehen werden – jedenfalls habe ich im weiteren Verlauf des Studiums nie wieder derart blind auf mein Glück vertraut. Das heißt nicht, dass man mit lästigen Fragen am Ende der Vorlesung auf sich aufmerksam machen muss oder am Ende jeder Veranstaltung zum Dozierenden laufen, nur um gesehen zu werden. Aber es gibt Momente, in denen man sagen muss: Hier bin ich. Ich kann etwas. Und ich bräuchte Ihre Unterstützung. Und das darf sich jede*r trauen.


Wo kriegt man denn hier einen Studierendentarif? Beim Kongress!


Hochschuldozierende sind aber nicht nur Stipendienbeschaffer*innen, sondern oftmals auch Forschende, die von ihren eigenen Themen schwer begeistert sind. Es mag einem zu Beginn vielleicht manchmal schwerfallen, weil viele Forschungsthemen sich in eng begrenzten, schwer verständlichen Unterdomänen einer Unterspezialität verbergen, aber: Die Auseinandersetzung lohnt sich. Die Themen sind oft wirklich spannend, wenn man erst das zugrundeliegende Problem verstanden hat. Und wenn man sich erstmal für ein Thema begeistert hat, sollte man nicht zögern, Forschende zu kontaktieren. Vielleicht einfach, weil man eine Frage hat. Vielleicht aber auch, weil man nach einer Doktorarbeit sucht. Jedenfalls kann man sich beinahe sicher sein, dass der oder die Kontaktierte sich über Interesse an seinem oder ihrem Fachgebiet freut.
Und nebenbei bemerkt: Für das Kontakteknüpfen hervorragend geeignet sind auch Kongresse, die oftmals spezielle Tarife für Studierende offerieren oder für Studierende sogar gänzlich kostenlos sind. Wo findet man sonst eine solche Dichte von Menschen mit potenziell faszinierenden Forschungsthemen?
Daher: Trau dich und mach auf dich aufmerksam. Lass dich von deinem eigenen Fach faszinieren. Denke nicht: Das kann ich sowieso nicht. Es gibt Überflieger, aber ganz viele Studierende und Lehrende kochen auch nur mit Wasser. Vielleicht kochen sie manchmal ganz gut, aber Kochen kann man schließlich auch lernen, oder?

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