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  • Franziska Brück
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  • 09.11.2017

How to survive Vorklinik

Das Physikum ist geschafft und seit knapp zwei Wochen befinde ich mich im ersten klinischen Semester. Nach zwei überstandenen Jahren im Medizinstudium kann ich auf einen gewissen Erfahrungsschatz zurückgreifen, den ich nun gern mit anderen teilen möchte, die noch vor dem großen Abenteuer Studienbeginn stehen.

© istockphoto

Am Anfang des Studiums ist man durch die ganze Vorfreude und den Übereifer leicht dazu verleitet, unnötig viele Bücher zu kaufen und sich durch die Fülle an Lernmaterialien im Endeffekt unnötig viel Stress zu machen. Deshalb hier kurz meine Tipps zu den einzelnen vorklinischen Fächern, sinnvollen Büchern und sonstigen Lernmethoden.

Erstes Semester

Das erste Semester war bei uns an der Uni Freiburg eher langweilig und sehr naturwissenschaftlich orientiert. Unsere Fächer waren Biologie, Chemie und Physik für Mediziner inklusive Praktikum sowie eine Einführung zu den Themen Physiologie/Anatomie/Histologie.

Biologie

Dieses Fach umfasst Zytologie und Genetik und war vom Stoff her erweitertes Abiturwissen – ich hatte Bio LK in der Schule und konnte auf viel Grundwissen zurückgreifen. Unsere Dozentin empfahl und damals, den Campbell – eine unfassbar dicke Biologiebibel – zu kaufen, wovon ich glücklicherweise von Beginn an nicht begeistert war. Ich habe kein Buch gekauft und mit meinen Unterlagen aus der Vorlesung gelernt – das hat völlig ausgereicht für eine gute Note.

Physik

Mein „Lieblingsfach“ der Vorklinik – eigentlich mag ich Physik und ich rechne auch gerne. Allerdings hatte ich Physik leider bereits vor der Qualifikationsphase abgewählt und ich musste alles neu lernen. Mithilfe des ÄPs Physik (Schwarze Reihe Thieme), guten Vorlesungs- und Übungsunterlagen und dem super Skript eines Kommilitonen aus dem höheren Semester war aber auch das zu meistern. Für Physik hilft in meinen Augen nur eins: RECHNEN! Und das am besten nicht erst zwei Tage vor der Prüfung.

Chemie

Gleiches Leid wie in Physik: abgewählt sobald es in die Oberstufe ging – also musste ich von Kohlenwasserstoffen bis Hybridorbitale alles neu lernen. Ich hatte mir das „Basiswissen der Chemie“ in einer älteren Ausgabe besorgt, um nachlesen zu können – im Endeffekt habe ich es glaube ich einmal aufgeschlagen, aber das Buch an sich ist empfehlenswert! Auch hier habe ich gelernt, indem ich zunächst die Skripte für organische und anorganische Chemie durchgearbeitet und dann unendlich viele Prüfungsaufgaben gelöst habe.

Zweites bis viertes Semester

Im zweiten Semester fingen endlich der Präpkurs und die Vorlesungen in Anatomie an, die bis im vierten Semester andauerten – pro Semester wurden unterschiedliche Organsysteme gelehrt. Gleiches galt auch für Physiologie und Histologie mit den entsprechenden Praktika. Sonstige Fächer waren Biochemie inklusive Praktikum, Medizin & Gesellschaft, Statistik, PsychSoz, Embryologie und Entwicklungsbiologie sowie Molekularmedizin.

Anatomie

Das Fach worauf man sich wohl am meisten freut und das auch verhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nimmt. Anatomie wurde bei uns über drei Semester gelehrt – Lokomotion (2.Semester), Innere Organe, Kopf und Hals (3.Semester), ZNS (4.Semester) und auch die jeweiligen Präpkurse. Anatomie war echt zeitaufwändig: Vorbereiten des jeweiligen Praktikums, Lernen für Testate und Prüfungen. Ich habe für Anatomie die meisten Lehrmittel angeschafft: Zuerst natürlich die Prometheus-Atlanten, die ich immer wieder kaufen würde – sehr gut um einen Überblick zu bekommen und Details zu lernen. Dann zusätzlich diverse Lernkarten: super um unterwegs, im Bett oder sonst wo zu lernen.

Außerdem hatte ich Kurzlehrbücher für Anatomie und Neuroanatomie, die mehr Text als Abbildungen enthalten. Sie sind eine gute Ergänzung zu den Atlanten, aber man braucht sie jetzt nicht zwingend. Außerdem habe mithilfe einer Internetplattform gelernt, die einer unserer Professoren mit entwickelt hat – hier kann man sich Zeichnungen und echte Präparate anschauen und sich entsprechend beschriften lassen, des Weiteren gibt es auch noch ein Quiz, um sein Wissen zu überprüfen. Ich habe für Anatomie primär mit beschrifteten Abbildungen gelernt und mir immer wieder die Zeichnungen ausgedruckt bzw. selbst angefertigt und nach Gedächtnis beschriftet.

Physiologie

Meiner Meinung nach kommt man um ein gutes Physiologiebuch nicht herum und die Anschaffung lohnt sich auf jeden Fall! Bereits im ersten Semester hatte ich mir den Silbernagl von Thieme zum Nachschlagen gekauft. Bis zum 2.Semester stand er relativ unberührt in meinem Regal und ich befürchtete schon, die 80 € umsonst ausgegeben zu haben. Aber dann lernte ich dieses Buch zu schätzen, nachdem ich gelernt hatte, es richtig zu nutzen, denn am Anfang erschlägt einen die Menge an Wissen fast.

Wie habe ich für Physiologie gelernt? In Physiologie reicht es nicht, nur auswendig zu lernen, sondern man sollte die Prozesse tatsächlich verstehen, um eine entsprechende Grundlage für die Pathophysiologie zu haben. Zunächst habe ich die Skripte der Dozenten durchgearbeitet und Zusammenfassungen erstellt, um überhaupt einen Überblick zu bekommen, was den Dozenten wichtig ist. Danach habe ich die entsprechenden Kapitel im Buch nachgelesen und ggf. meine Notizen ergänzt, einfach um in der Vorlesung nur oberflächlich erklärte Prozesse auch tiefgründig zu verstehen. Auch in Physiologie hatten wir diverse Praktika, in denen der Stoff der Vorlesungen praktisch vertieft wurde – zur Vorbereitung hat die Nachbereitung des entsprechenden Themenblocks aus der Vorlesung gereicht.

Histologie

In diesem Fach geht es zumindest an unserer Uni primär um die praktischen Fähigkeiten, verschiedene Gewebe zu erkennen und zu unterscheiden. Es wird primär durch Praktika gelehrt, in denen 3 Stunden zu den verschiedenen Themenbereichen mikroskopiert wird. Als Hilfe zu den praktischen Kursen habe ich mir das Taschenlehrbuch Histologie von Renate Lüllmann-Rauch zugelegt, um die theoretischen Grundlagen nachlesen zu können und spezifische Unterschiede zwischen ähnlichen Geweben nachzuschauen. Außerdem gibt es ein virtuelles Mikroskop, in dem man sich alle Schnitte aus den Praktika mit entsprechender Nomenklatur anschauen kann. Motivierte Studenten aus den Jahrgängen vor uns haben auf dieser Grundlage ein Skript mit Bildern und erklärenden Texten erstellt, mit dem man super lernen kann.

Aber wie lernt man jetzt Histo am besten? Bunt gefärbte Schnitte, verschiedene Strukturen und wenn man weiß, was man sehen soll, wird einem alles ganz klar. Wie aber geht das in der Prüfung? Wenn man plötzlich ohne Hilfe sagen soll, aus welchem Organ/Gewebe das vorliegende Präparat entspringt. Ich hab mithilfe des Buches und des Skriptes eine Übersicht erstellt zu allen Strukturen, die wir können müssen – Schichten, Zellarten, Besonderheiten und Funktionen. Das habe ich mir immer wieder angeschaut, einfach um grundsätzlich zu wissen, was auf mich zukommt, wenn ich diese Struktur sehe. Ich habe mir entsprechende Präparate immer wieder angeschaut und versucht die spezifischen Strukturen selbst zu erkennen. Und irgendwann ist es tatsächlich ganz gut gelungen, die Unterschiede zwischen den einzelnen Geweben und dem, was man da vor sich sieht, in einen Kontext zu bringen.

Wichtig für die praktische Prüfung in Histologie (mit einem Professor am Mikroskop) war nicht nur, Zellen und Strukturen zu erkennen, sondern auch die Funktionen zu wissen! Ein zweiter Teil unserer Prüfung war ein sogenanntes Tissue Array – dabei geht es darum, auf einem Objektträger mit 20 Strukturen jede einzelne Struktur einem Gewebe zuzuordnen und das alles innerhalb von 15 min – ganz schön wenig Zeit! Ich habe für diese Aufgabe für jedes Gewebe 1-2 Besonderheiten gelernt, die so spezifisch nur im entsprechenden Gewebe auftreten (z.B. Hassal-Körperchen kommen nur im Thymus vor).

Biochemie

Der Albtraum jedes Medizinstudenten – der am Ende doch nicht so schlimm ist wie erwartet, aber es war eindeutig nicht mein Lieblingsfach. Im zweiten Semester steht die schriftliche Prüfung an und im dritten Semester dann acht lange Nachmittage im Labor mit abschließender praktischer Prüfung. Meine größte Herausforderung in Biochemie war nicht das Lernen an sich, sondern eher das wie. Letztendlich hab ich einfach drauf losgelernt – Zusammenfassungen und Karteikärtchen erstellt, um die verschiedenen Stoffwechselwege zu lernen ohne dabei zum Ablesen verleidet zu werden.

Ein Buch habe ich mir für Biochemie nicht zugelegt, sondern ausschließlich mit den Folien der verschiedenen Professoren gelernt. Details habe ich dann einfach im Internet nachgelesen – Biochemie war es mir irgendwie „nicht wert“, Geld für ein Buch auszugeben. Kurz vor der Prüfung hatte ich aber dann doch etwas Bedenken und habe mir das erste Endspurt Skript Biochemie für die wirklichen Grundlagen zugelegt.

Das Biochemiepraktikum war wirklich anstrengend und nervenzerrend – die Labortage waren lang und für jedes Labor galt es, einen mind. 20-seitigen Text auf Englisch vorzubereiten. Die Versuche funktionierten am Ende nie so wie sie sollten, die Ergebnisse waren irgendwie immer falsch oder nur grob richtig. Gegen Semesterende bestand eher große Verzweiflung in Hinsicht auf die Prüfungen – wie soll man einen Versuch, den man nur einmal in einer Gruppe durchgeführt hat, jetzt unter Zeitdruck alleine und auch noch mit richtigen Ergebnissen durchführen? Aber die Erleichterung kam schnell: die Versuche muss man immerhin nicht auswendig können, eine Anleitung wird zur Verfügung gestellt.

Im Endeffekt habe ich einfach die Laborunterlagen zusammengefasst und die biochemischen Grundlagen dazu gelernt. Mit ein bisschen Glück im Los hat man einfache Versuche für die Prüfung bekommen – in der Prüfung galt es dann Ruhe zu bewahren, aber auch gleichzeitig schnell genug zu arbeiten, denn die Zeit war knapp bemessen. Neben den Versuchsergebnissen musste man noch einige theoretische Fragen beantworten. Hilfreich war sicherlich, wenn man sich im Praktikum tatsächlich selbst aktiv eingebracht hat und nicht alles die anderen hat machen lassen.

Embryologie und Entwicklungsbiologie

Es gibt dazu nur eins zu sagen: Versuch, dir das Fach ins Gehirn zu pressen und hoffe, bis zur Prüfung nicht wieder alles vergessen zu haben. Es ist unfassbar viel Stoff und man kann sich die vielen unendlichen Details sowieso nicht merken. Es gibt einige wichtige Eckdaten und Vorfälle, die man unbedingt wissen sollte und vom Rest muss man sich einfach versuchen, so viel wie möglich zu merken. Auch hier habe ich ohne Buch gelernt, da die Vorlesungsunterlagen schon umfangreich genug waren. Zum Nachlesen kann ich die Internetseite http://embryology.ch sehr empfehlen – sie wurde uns auch von den unterrichtenden Professoren empfohlen.

Statistik, Medizin & Gesellschaft, PsychSoz

Alles Fächer, die im 2. und 4.Semester dran sind. In Statistik geht es wirklich um die Grundlagen, die man sich relativ knapp vor der Prüfung aneignen kann. Medizin & Gesellschaft und PsychSoz sind die Laberfächer im Medizinstudium, man muss nicht viel lernen und kann sich viel vom Inhalt durch Allgemeinwissen herleiten. Aber es lohnt sich trotzdem, einige Stunden Lernzeit zu investieren und diese Fächer nicht vollständig zu vernachlässigen, denn es sind leicht geholte Punkte in den Prüfungen. In Medizin & Gesellschaft werden Fächer wie Medizinethik, Public Health, Health Care Management etc. zusammengefasst. Für alle diese drei Fächer habe ich generell sehr wenig Zeit investiert und trotzdem annehmbare Noten geschrieben!

Molekularmedizin

Mein Endgegner des 4.Semesters – vertiefte Genetik, Entstehung von Erbkrankheiten und Krebs, DNA-Analyseverfahren. Die Vorlesungen dazu waren anstrengend und relativ unbefriedigend – selbst wenn man gut zugehört das Gefühl hatte, etwas begriffen zu haben, war es am Ende irgendwie doch nicht so. Die Vorlesung habe ich relativ schnell nicht mehr besucht und die Motivation eine Zusammenfassung selbst zu erstellen, war verschwindend gering. In meinem Kopf war ständig der Gedanke „Wie willst du dieses Fach eigentlich bestehen?“ – naja am Ende klappte es mithilfe eines netten Kommilitonen, der mir seine Zusammenfassung überlassen hat. Diese hab ich dann durchgearbeitet und immer wieder durchgelesen, um möglichst viel zu verstehen. Danach habe ich noch einige Altklausuraufgaben gelöst und habe mich einigermaßen sicher für die Prüfung gefühlt.

Fazit

Mach dir nicht zu viel Stress, am Ende wird alles gut! Eine gesunde Portion Selbsteinschätzung, Ehrgeiz und Respekt ist nicht verkehrt. Und kauf nicht wild darauf los Bücher, die am Ende nur im Regal rumstehen! Frag lieber deine Kommilitonen und schau bei der Fachschaft nach alten Skripten oder Zusammenfassungen von höheren Semestern – unsere Fachschaft hat auf ihrer Homepage alle alten Zusammenfassungen hochgeladen, die die Studenten eingereicht haben – Sharing is Caring!

 

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