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  • Tanja Peschel
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  • 28.06.2018

Kreuzzug ins Glück

Eine Multiple-Choice-Prüfung ist kein Hexenwerk. Im Gegenteil: MC-Fragen haben spezielle Eigenheiten, die für Prüflinge äußerst hilfreich sein können.

Foto: Moritz Wussow - Fotolia.com

Die Grundidee ist super. Multiple-Choice-Fragen sollen Wissen objektiv und gerecht testen. Das Problem dabei: Manche finden sie toll, andere verzweifeln daran. Vanessa, Medizinerin im 6. Semester aus Münster, mag MC-Fragen: „Bei offenen Fragen hätte ich viel mehr Angst, gar keine Idee zu haben, worauf der Prüfer hinauswill.“ Claudia aus Köln hingegen, die seit ein paar Monaten mit dem Hammerexamen fertig ist, sieht MC eher negativ: „Ich finde es schade, dass man seine Antworten nicht frei formulieren kann. Man wendet sein Wissen nicht an, sondern trainiert nur das Wiedererkennen von Fakten.“

 

Erst screenen, dann kreuzen

Ein unbestreitbarer Vorteil von MC-Prüfungen: Durch ihre strukturierte Form haben sie Charakteristika, die man zur Ergebnisoptimierung nutzen kann. Der Prüfungsvorbereitungsexperte Dr. Bringfried Müller von Medi-Learn empfiehlt z. B., am Beginn der Vorbereitung erst einmal Altfragen zu sichten und sich so einen Überblick über die thematischen Schwerpunkte zu ver­schaffen. Dabei wird nicht gekreuzt. ­Markiert euch aber Oberbegriffe wie ­„Glukose­stoffwechsel“ oder „Leukämie“! So erhaltet ihr eine „validierte“ Richtschnur fürs Lernen. Wer die Altfragen nur zum Kreuzen „aufhebt“, verschenkt dieses Potenzial. Schlimmstenfalls lernt er die falschen Themengebiete.

Habt ihr den Stoff mithilfe von Büchern und Skripten gelernt, könnt ihr die Alt- bzw. IMPP-Fragen mit einem Prüfungslernprogramm kreuzen. Dabei solltet ihr immer versuchen, zu verstehen, warum eine Antwort richtig ist. Fragen einfach auswendig zu lernen, bringt nichts. Obwohl statistisch gesehen ca. 90% der Fragen in anderer Form schon in einer Prüfung vorkamen, werden nur wenige wörtlich übernommen. Zudem möchte man das Wissen ja später auch irgendwie einsetzen: „Es wäre fatal, wenn man beim Lernen nur Prüfungsergebnisse im Auge hat“, findet Claudia. „Steht man später in der Notaufnahme und muss ein Kind mit Meningismus retten, hilft es nicht, wenn man sagt: Ach, die Klausur hab ich damals nich‘ mitgeschrieben.“

 

Entspannt in die Prüfung

Am besten kreuzt ihr so lange, bis ihr mit den Er­gebnissen gut bestehen würdet. Damit gewinnt ihr eine Sicherheit, die euch in der „echten“ Prüfung einen zusätzlichen Schub verleiht. Ein flauer Magen ist dagegen eher hinderlich. Oder wie Claudia es ausdrückt: „In der Prüfung selbst war ich relativ ruhig. Es gab aber auch Leute, die schon weinend erschienen sind. Und das fand ich jetzt nicht zielführend.“ Wer sich selbst nervös macht, neigt eher dazu, einen Blackout zu haben. Deshalb solltet ihr auch besser am Morgen der Prüfung keine neuen Themen mehr angehen, die ihr bisher ausge­lassen habt. Sonst bekommt ihr den falschen Eindruck, ihr könntet noch gar nichts, und verunsichert euch unnötig.
In der Prüfung solltet ihr die Fragen der Reihe nach durchkreuzen und die Antworten unbedingt sofort nach jeder Frage auf den Lösungsbogen übertragen. Denn werden am Ende die Blätter eingesammelt, wenn ihr noch dabei seid, die Antworten zu übertragen, fehlen euch gleich Dutzende Einträge auf dem Lösungsbogen. Zudem verrutscht ihr beim kontinuierlichen Übertragen nicht in der Zeile. Nach Prüfungs­ende das Heft mit den Fragen abzugeben, bringt übrigens nichts, da das Übertragen der Antworten offiziell zur Prüfungsleistung gehört.
Trotzdem sollte man nicht zwei Stunden durchkreuzen. „So gut man sich im Kreuz-Rausch auch fühlen mag: Die Konzentration lässt zwangsläufig irgendwann nach“, erklärt Dr. Müller. „Um konzentriert zu bleiben, ist nach jeder Stunde eine Pause von etwa drei Minuten empfehlenswert. Egal wie man sich fühlt.“

 

Kein Kreuz auslassen

Wer bei einer Frage unsicher ist, sollte diese keinesfalls überspringen. „Hat man erst mal eine Antwort angekreuzt, hat man immerhin schon die Ratewahrscheinlichkeit von 20%“, erklärt Dr. Müller. „Hat man später die Zeit, sich nochmals in die Frage reinzudenken, hat man sicherlich auch die Zeit, das zufällig gesetzte Kreuzchen zu korrigieren.

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