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  • Max Lippert
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  • 17.08.2022

Yes we can! – The path to USMLE (Part 2)

Das amerikanische Staatsexamen USMLE ist eine der umfangreichsten und herausforderndsten Prüfungen für Medizinstudierende in den USA. Trotz vieler Hürden, legen auch immer mehr internationale Studierende die legendären Prüfungen auf dem Weg zum amerikanischen MD ab. Die Reihe „Yes we can! – The path to USMLE“ soll ein Leitfaden rund um Fragen zum USMLE sein.

 

Part Two: The Pass/Fail-Issue – Das USMLE im Umbruch der Zeit

Ende 2019 kam es zu einem großen Aufruhr unter US-Studenten. Der Grund war die Umstellung des USMLE Step 1 von einem Score-System zu einem Pass/Fail-Test. Aber was hat es damit auf sich? Was bedeutet diese Umstellung für Studierende, die in Zukunft den
Step 1 ablegen werden? Welche Vor- aber auch Nachteile entstehen durch die Umstellung?


Fangen wir von vorne an: Der USMLE Step 1 ist das erste amerikanische Staatsexamen das US-Studenten nach zwei Jahren Medical School ablegen.
Das Ergebnis dieses achtstündigen computerbasierten Tests wir in einem sogenannten three-digit-score angegeben, wobei man zwischen 1-300 Punkte erreichen kann. Je nach Jahr ist eine Mindestpunktzahl von 194 oder mehr richtig beantworteten Fragen notwendig, um den Step 1 zu bestehen.
Je nach Fachrichtung, für die man sich erfolgreich bewerben will, braucht man einen entsprechend hohen Score. Für Fächer wie General Medicine oder Pathology reicht je nach Klinik, an der man sich bewerben möchte, ein Score von 210+. Will man sich für sehr kompetitive Fächer, wie zum Beispiel Neurosurgery oder Orthopedic Surgery bewerben, sollte man einen Score von 250+ vorweisen können, um eine reale Chance zu haben.
Das Ergebnis des Step 2 spielt dabei eine untergeordnete Rolle, denn man kann den Step 2 nach der Bewerbung für eine Facharztausbildung ablegen, was bedeudet ,dass das Ergebnis des Step 1 als größtes Gewicht bei der Bewerbung für eine Residency herangezogen wird.

Dieses System wird nun ab 2022 komplett gekippt und der Step 1 wird ein Pass/Fail-Test, was soviel bedeutet wie dass es nur darum geht zu bestehen. Die erreichte Punktzahl ist daher nicht mehr einsehbar.

Diese Umstellung ergibt nun verschiedene Vor- aber auch Nachteile:

Vorteile

Durch die Umstellung wird der extrem hohe Druck, um jeden Preis im Step 1 gut abschneiden zu müssen, genommen. Die Grundidee hinter der Umstellung ist,
dass die Facharztwahl und damit die berufliche Zukunft der Studierenden nicht mehr allein von einer einzigen Prüfung abhängig gemacht werden soll.
Vielmehr sollen die Studierenden dazu ermutigt werden, neben dem regulären Studium sich außercurriculär zu betätigen z.B. sich in der Forschung engagieren, da diese einen nicht unerheblichen Stellenwert bei der Bewerbung für Residency-Programme einnimmt.

Ein weiterer Vorteil, vor allem für ausländische Bewerber, ist, dass man keinen so extrem hohen Kaufzwang für Lernutensilien für den Step 1 mehr hat. Es gibt sehr viele Anbieter und noch mehr Lernmaterialien für den Step 1. Um einen möglichst guten Score zu erzielen, bereiteten sich viele Bewerber z.B.  mit unterschiedlichsten Question-Banks vor, deren Nutzung definitiv nützlich, aber auch sehr teuer sein kann.
Somit kann man als Bewerber mit Büchern und Online-Lernplattformen locker 2000$ und mehr ausgeben. Wenn es ab jetzt nur darum geht, den Step 1 sicher zu bestehen, reichen ein bis zwei Bücher und Online-Lernplattformen aus, um sich umfangreich vorbereiten zu können

(Über die verschiedenen Vorbereitungs- und Lehrmaterialien für Step 1 und 2 wird in einem gesonderten Artikel noch ausführlich berichtet.)


Nachteile


Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Leider kommen durch diese Umstellung die IMG’s (International Medical Graduates), also Absolventen ausländischer Universitäten, die sich für eine Residency in den USA bewerben, am schlechtesten dabei weg. Aber woran liegt das jetzt genau?
Einerseits werden im Ranking für die Residency amerikanische Absolventen bei gleicher oder leicht schlechterer Leistung gegenüber IMG’s vorgezogen.
Dies hängt vor allem damit zusammen, dass oftmals davon ausgegangen wird, dass die klinische Ausbildung am Krankenbett in den USA besser ist als an ausländischen Einrichtungen, was vor allem im nicht-angloamerikanischen Sprachraum zum großen Teil zutrifft.
Daher fließt ein gewisser Teil bei der Bewertung der Bewerber vor allem in die Anzahl ihrer Rotations(Famulaturen) und die daraus erworbenen Empfehlungsschreiben. Da es für ausländische Absolventen wesentlich kostenintensiver ist, sich eine Rotation inklusive Einreise mit Unterkunft in den USA zu organisieren, kommt man als Ausländer bei weitem nicht auf die Anzahl an Famulaturen in Amerika wie die einheimischen Studierenden selber.
Dieser Nachteil konnte bisher allerdings mit einem hervorragenden Step 1-Score ausgeglichen werden.
Da diese Möglichkeit nun wegfällt, ist es für IMG’s nun umso wichtiger, neben einem guten bis sehr guten Step 2 – und bestenfalls schon Step 3-Score, weitere Assets vorweisen zu können. Dazu zählen die Anzahl und Qualität der bereits veröffentlichen Paper
(im Rahmen der Doktorarbeit oder während eines Forschungssemesters in den USA), sowie die Empfehlungsschreiben der abgeleisteten Rotations.


Fazit


Auch wenn es im ersten Moment so wirken könnte, dass für den Einen oder Anderen der Traum von den USA nur ein Traum bleiben könnte, sollte das neue System einen nicht entmutigen. Oftmals ergeben sich gewisse Chancen durch Rotations oder längere Forschungsaufenthalte, bei denen man sich durch eine hervorragende „work ethic“ beweisen kann, denn auf die Fähigkeit hart arbeiten zu können, wird ebenfalls viel Wert gelegt. Letztlich hat man auch bessere Chancen, wenn die Menschen dort einen kennen lernen können. Trotz aller Widrigkeiten ist es also definitiv nicht unmöglich, seinen Traum vom Arbeiten in den USA zu verwirklichen.

 

Zu Part 1

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