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  • Saskia Kraus
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  • 21.09.2023

90 Tage Pflegepraktikum – oder: Was macht man nicht alles fürs Medizinstudium

Um zum Physikum zugelassen zu werden, muss jeder Medizinstudierende das Pflegepraktikum gemacht haben – wohl oder übel. Ich habe die 90 Tage jetzt auch geschafft.

  

 

Die Idee des Pflegepraktikums, die Arbeit der Pflege kennenzulernen und wertzuschätzen, ist zweifellos richtig und gut. Während meiner Zeit im Krankenhaus wurde mir wieder vor Augen geführt, dass ohne die Zusammenarbeit der Pflege und Ärzteschaft keine Genesung derPatienten möglich ist. Wir Mediziner*innen können Medikamente aufschreiben, untersuchen oder Laborergebnisse beurteilen – jedoch übernimmt die Pflege oft die Ausführung der verordneten Tätigkeiten.

Gerade um das mal zu sehen, ist es gut, dass jeder Medizinstudierende ein Pflegepraktikum machen muss. Allerdings würden meiner Meinung nach auch 40 oder 50 Tage Pflegepraktikum ausreichen, zumal ich die Arbeit der Pflegenden schon nach einer Woche zu schätzen gewusst habe. Und zu wissen, dass man 40 Arbeitsstunden wöchentlich hat und das ohne irgendwelche Bezahlung, das schmerzt sehr. So war das alles zumindest bei mir. 

Ich habe 5 Wochen und damit meinen ersten Teil auf einer Station der Inneren Medizin gemacht. Zwar war die Innere nicht mein Wunscheinsatzgebiet und ein großer Fan vom Patientenwaschen und- wickeln bin ich zugegebenermaßen auch nicht. Aber auch diese Tätigkeiten – das habe ich gelernt –müssen gemacht werden und sind notwendig, damit es dem Menschen wieder besser geht. Und was ich jetzt im Nachhinein besonders schätze: Dass mich die Pflegenden auf der Station nie einen Patienten allein waschen ließen. Da habe ich schon ganz andere Geschichten gehört.

Kurz gesagt: Mein erster Teil des Pflegepraktikums war in Ordnung. Der zweite Teil – 7 Wochen jetzt im Sommer – verbrachte ich in der Pädiatrie, meinem Wunscheinsatzgebiet. Und mein Fazit fällt definitiv gemischt aus. Ich will nicht wissen, wie viele Stunden ich mit Stationsarbeiten verbracht habe: Regale und Schränke auffüllen, Thermometer desinfizieren, Müll leeren, …. Und das alles täglich. Ihr seht, das sind alles Dinge, die mich später als Medizinerin definitiv nicht weiterbringen. Aber als Praktikantin vom Dienst musste ich da durch – und ich habe überlebt (auch wenn ich zwischenzeitlich echt am Ende war und die Tage gezählt habe). 

Allerdings gab es auch schöne Dinge, an denen ich teilhaben durfte: Mehrmals war ich im OP (Bronchoskopie und Coloskopie), bei Sonos und Echos. Das Beste war allerdings eine Sectio. Diesen Anblick werde ich nie vergessen. Noch jetzt schwärme ich von dieser Sectio – das medizinisch Beste, das ich je gesehen habe. Für diese Einblicke bin ich den richtigen Leuten sehr dankbar und ich kann jedem nur empfehlen: Hängt euch an die richtigen Leute.

Nach sieben (langen) Wochen bin ich jetzt endlich fertig mit meinem Pflegepraktikum – und ich bin heilfroh. Zwar habe ich jetzt nur noch drei Wochen aktiv etwas von meinen Semesterferien, aber dafür kann ich in den nächsten Semesterferien im Februar 2024 komplett entspannen und mich gedanklich auf das anstehende Physikum nächsten Sommer einstellen.
 

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